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Politik: Eine Woche zu früh

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, so geht das aber nicht! Ich habe in der zurückliegenden Legislaturperiode verhältnismäßig wenig Anlass gehabt, mich unter professionellen Aspekten bei Ihnen zu beklagen.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, so geht das aber nicht! Ich habe in der zurückliegenden Legislaturperiode verhältnismäßig wenig Anlass gehabt, mich unter professionellen Aspekten bei Ihnen zu beklagen. Die von Ihnen geführte Bundesregierung hat sich in den nunmehr fast vier Jahren redlich und mit einigem Erfolg darum bemüht, uns hier hinter den Linden täglich mit einem hinreichenden Maß an Neuigkeiten zu versorgen, auf dass wir damit unserem Auftrag zur Bildung und Erbauung des verehrten Publikums pflichtgemäß nachkommen konnten.

Zur besonderen Erbauung haben Sie uns sogar den Rudolf Scharping beigegeben, was gar nicht unbedingt notwendig gewesen wäre, weil unsereiner auch sonst umfänglich beschäftigt war. Aber nun gut. Fast vier Jahre lang bin ich also dem Bundesminister der Verteidigung gefolgt, habe Abende um Abende im Opern-Palais seinen Ausführungen gelauscht und sie, sofern sie dafür bestimmt waren, dem geneigten Leser anderntags dargeboten, bin mit ihm nach Sigmaringen geflogen, aber auch ans andere Ende der Welt. Es war eine aufschlussreiche Zeit.

Und jetzt das! Den Scharping einfach rauswerfen, ohne Vorwarnung, von einem Tag auf den anderen! Im Fernsehen habe ich verfolgen müssen, wie Sie mit Leichenbittermiene einen komplizierten Satz zum Thema „Richtlinienkompetenz“ immer und immer wieder in alle Mikrofone geknarzt haben. Am Bildschirm habe ich mitverfolgen müssen, wie der frisch gefeuerte Minister aufrechte Haltung annahm.

Ich war im Urlaub. Herr Bundeskanzler, so geht das nicht! Hätten Sie nicht mit dem Rausschmiss diese eine Woche auch noch warten können? Robert Birnbaum

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