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Einführung des Gesundheitsfonds: Gesundheitsexperten rechnen mit höheren Kassenbeiträgen

Mit der Einführung des Gesundheitsfonds ist der Krankenkassenbeitrag einheitlich auf 15,5 Prozent gestiegen. Gesundheitsexperten befürchten, das werde nicht reichen. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt verteidigt die Reform.

Gesundheitsexperten rechnen in den kommenden Monaten mit Zusatzbeiträgen in der gesetzlichen Krankenversicherung. Der seit Jahresbeginn geltende einheitliche Satz von 15,5 Prozent decke nur den Durchschnitt der Gesamtausgaben, sagte Stefan Etgeton, Gesundheitsexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, am Freitag im RBB-Inforadio. Nach Einschätzung der Verbraucherschützer werden die ersten Versicherer ihre Mitglieder ab Jahresmitte zusätzlich zur Kasse bitten.

Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach erwartet im zweiten Halbjahr Zusatzbeiträge für die Versicherten. Rückerstattungen der Krankenkassen seien dagegen nicht absehbar, sagte Lauterbach der "Sächsischen Zeitung". Der Einheitssatz von 15,5 Prozent werde sich im laufenden Jahr zwar vermutlich halten. "Aber die Krise wird das Risiko erhöhen, dass er eher früher als später erhöht werden muss", sagte er. Der SPD-Politiker rügte, der Gesundheitsfonds bringe den Bürgern keine Vorteile.

Ministerin Schmidt schließt Erhöhung der Beiträge nicht aus

Die AOK warnte vor einer Einheitsversicherung durch den Gesundheitsfonds. Der Vorstandschef der AOK Baden-Württemberg, Rolf Hoberg, sagte dem SWR, er gehe davon aus, dass der Fonds zu seiner starken Fusionswelle bei den Betriebskrankenkassen führen werde. "Man muss schon mit einiger Sorge verfolgen, wie viele Anstrengungen der Staat unternimmt, um eine einheitliche Versicherung herbeizuzwingen", sagte Hoberg. Einheit bedeute nicht immer die nötige Vielfalt.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) verteidigte die Einführung des umstrittenen Gesundheitsfonds. Wenn alle den gleichen Leistungsanspruch haben, sei es auch richtig, dass alle den gleichen Beitragssatz bezahlten, sagte Schmidt am Freitag im Deutschlandradio Kultur. Durch den Fonds wüssten die Kassen im Vorhinein, wie viel Geld sie zu Verfügung hätten und könnten das ganze Jahr planen. Eine weitere Erhöhung der Krankenkassenbeiträge wollte aber auch die Ministerin für die Zukunft nicht ausschließen. Es könne keiner vorhersagen, wie die Situation etwa im Jahr 2020 sei, sagte Schmidt mit Blick auf die wachsende Zahl an älteren Menschen und den medizinisch-technischen Fortschritt.

Gesetzlich Krankenversicherte von Zuzahlung für 298 weitere Medikamente befreit

Mit dem Gesundheitsfonds beträgt der paritätische Beitragssatz für Arbeitgeber und Arbeitnehmer zur gesetzlichen Versicherung 14,6 Prozent. Arbeitnehmer und Rentner müssen zusätzlich noch 0,9 Prozentpunkte zahlen, mit denen sie seit Juli 2005 alleine für Krankengeld und Zahnersatz vorsorgen, was den Beitragssatz auf 15,5 Prozent anhebt.

Das Geld fließt in den Gesundheitsfonds und wird von dort an die Kassen verteilt. Kommt ein Versicherer mit dem ihm zugewiesenen Geld aus dem Fonds nicht aus, kann er von seinen Mitgliedern einen Zusatzbeitrag erheben. Krankenkassen, die einen Überschuss erwirtschaften, können ihren Mitgliedern dagegen auch Beiträge zurückzahlen.

Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung müssen gesetzlich Krankenversicherte seit Jahresbeginn für 298 weitere Medikamenten keine Zuzahlung mehr leisten. Betroffen sind unter anderem Arzneimittel gegen Bluthochdruck, Magenprobleme, hohe Cholesterinwerte und Medikamente für Diabetiker, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Firmenkreise. Dadurch könnten die Patienten bis zu zehn Euro pro Packung sparen. Grund für den Wegfall der Zuzahlung seien zum Teil erhebliche Preissenkungen der Hersteller. Dadurch seien die Bedingungen erfüllt, um die Medikamente ohne Zuzahlung abzugeben. Bundesweit sind derzeit knapp 11.000 Präparate von der Zuzahlung bereit. (nis/dpa/ddp/AFP)

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