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Ruhe vor dem Sturm. Truppen des Wahlsiegers Ouattara sammeln sich außerhalb von Abidjan. Mittlerweile kontrollieren sie große Teile des Landes.

© Reuters

Elfenbeinküste: Rebellen rüsten zur Offensive

Die Vereinten Nationen und Frankreich sollen in der Elfenbeinküste Stellungen von Ex-Präsident Laurent Gbagbo angegriffen haben. Doch der will weiterhin nicht nachgeben.

In der Elfenbeinküste läuft alles auf eine Entscheidungsschlacht hinaus. Knapp eine Woche nach Beginn ihrer Blitzoffensive im Norden des Landes haben die Truppen des international anerkannten Präsidenten Alassane Ouattara nun offenbar den entscheidenden Angriff auf Abidjan begonnen. Ein aus mehreren Dutzend Fahrzeugen bestehender Konvoi mit schwer bewaffneten Soldaten Ouattaras drang am Montag in die Metropole ein. Am nördlichen Stadtrand standen weitere Kräfte bereit. In der Stadt waren das Feuer schwerer Maschinengewehre und einige Explosionen zu hören. Im Lager Ouattaras war vom „letzten Angriff“ auf Gbagbo die Rede, der sich mit Getreuen im Gebiet um den Präsidentenpalast und das staatliche Fernsehen verschanzt hat. Aus Angst vor blutigen Kämpfen brachten die Vereinten Nationen hunderte Mitarbeiter in Sicherheit. Gleichzeitig griffen UN- und französische Militärhubschrauber in das Kampfgeschehen ein und attackierten den Präsidentenpalast und die Residenz Gbagbos, wie die Nachrichtenagentur AFP von Missionssprecher Hamadoun Touré erfuhr.

Am Montag hatte Guillaume Soro, der Premierminister der Gegenregierung von Alassane Ouattara, erneut davon gesprochen, dass die Zeit für eine Großoffensive auf Abidjan reif sei. Nach Angaben von Soro hätten die tagelangen Schlachten Panik unter den Truppen Gbagbos geschürt und sie weitgehend demoralisiert. Dagegen spricht allerdings, dass der am Mittwoch desertierte Armeechef Gbagbos angeblich wieder an dessen Seite zurückgekehrt ist. Zuvor hatte Armeechef Mangou in der südafrikanischen Botschaft Zuflucht gesucht. Die meisten Bewohner Abidjans wagen sich seit dem Einzug der Rebellen am Freitag kaum mehr aus ihren Häusern.

Alassane Ouattara hat sich derweil von einem Massaker distanziert, das seine Truppen angeblich im Verlauf der letzten Woche bei ihrem Vormarsch aus dem Norden in dem Ort Duékoué angerichtet haben. Dabei sollen insgesamt bis zu 1000 Menschen ermordet worden sein. Zuvor hatten die Vereinten Nationen Ouattara ausdrücklich zu einer Untersuchung des Blutbades gedrängt. Nach Angaben der UN wurden die Menschen in Duékoué teilweise durch flüchtende Milizen Gbagbos, in der großen Mehrzahl jedoch durch die Truppen Ouattaras umgebracht.

Nach UN-Angaben handelt es sich bei den meisten Opfern des Massakers von Duékoué um Angehörige eines Stammes, der eng mit denen der Bété verwandt ist, der Volksgruppe des abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo. Die Urheber der Massaker sind den Vereinten Nationen zufolge unter einem kriegerischen Stamm aus dem Norden zu finden, der sich offenbar im Begleittross der ehemaligen Rebellen befindet und für seine Grausamkeiten bekannt ist. Vieles deutet darauf hin, dass Ouattara das politische Risiko unterschätzt hat, das von den ehemaligen Rebellen und ihrem bunt zusammengewürfelten Anhang ausgeht. Ouattara selbst hatte sich deshalb auch während des Wahlkampfs trotz der Unterstützung durch die Rebellen der Forces républicaines (FRCI), wie sie sich nun nennen, stets eine gewisse Distanz zu diesen gewahrt. Die FRCI setzen sich aus Ex-Rebellen und Deserteuren des Gbagbo-Regimes zusammen. Offenbar gab Ouattara auch erst im März nach dem Ausschöpfen aller friedlichen Mittel seine Zustimmung zu einer Großoffensive der im Norden ansässigen Rebellen. Die anfängliche Zurückhaltung hatte einen guten Grund – wie die blutige Eskalation der Kämpfe nun zeigt.

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