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Politik: Encore

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Spontan sind Politiker mitunter am nettesten. Otto Schily zum Beispiel.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Spontan sind Politiker mitunter am nettesten. Otto Schily zum Beispiel. Der Innenminister muss ja seit drei Jahren mit Engelszungen auf seine schwarzen und grünen Mitverhandler beim Zuwanderungsgesetz einreden; nur die blaugelben bereiten ihm kein Kopfzerbrechen. Da ist es nicht völlig unverständlich, wenn er intern manchmal Dampf ablässt. Dass er dies gern tue – na ja, das kriegt man nicht öffentlich mit, aber das ist dennoch kein Geheimnis. Immerhin gibt es ja schon Witze, die in Berlin zirkulieren, in denen ein direkter Vergleich zwischen Schily und Gott hergestellt wird.

Am Montag kurz vor zwölf war Schily jedenfalls bester Laune. Der Frühling probte die Erwärmung Berlins, und der Innenminister stieg gerade vor dem Schloss Bellevue beschwingt in seinen Wagen. Im Schloss hatte Horst Herold, lange der Chef des Bundeskriminalamts und auch einer, der zwischen Sicherheits- und Bürgerinteressen in einem bedrohten Gemeinwesen sorgfältig abwägt, einen der höchsten Orden der Bundesrepublik verliehen bekommen. Natürlich von Johannes Rau, dem Bundespräsidenten.

Vorwitzige und Neugierige unter den sonstigen Besuchern des Rau’schen Amtssitzes dachten laut darüber nach, ob es nicht vielleicht einen anderen Grund gegeben haben könnte, weswegen Schily bei Rau war. Die Beratungen über das Zuwanderungsgesetz sind ja weit fortgeschritten. Einmal hatte Rau auch schon zögerlich seine Unterschrift darunter gesetzt, ehe Karlsruhe die Abstimmung des Bundesrates für ungültig erklärte. Gibt es etwa einen Kompromiss, musste schon der Termin für die neue Unterschrift festgelegt werden? Otto Schily lächelte nur. Vielsagend.

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