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Entführung im Gazastreifen: Überraschungsangriff aus dem Tunnel

Die Verschleppung eines Soldaten aus einem Kampfpanzer an einem Grenzposten zum Gazastreifen hat die israelische Armee am Sonntag überrascht. Offenbar war der palästinensische Angriff monatelang vorbereitet worden.

Tel Aviv - Das vom militärischen Arm der radikal-islamischen Hamas geführte Kommando habe dabei nach dem Modell der schlagkräftigen libanesischen Hisbollah-Miliz gehandelt, sagen israelische Militärexperten. Acht Angreifer drangen durch einen mehr als 600 Meter langen Tunnel unter dem israelischen Sperrzaun zu dem Militärposten bei Kerem Schalom im Grenzgebiet von Israel, Ägypten und dem Gazastreifen vor. Der Überraschungsschlag gelang auch, weil sich die Palästinenser den Soldaten so von unerwarteter Seite näherten. Mit einer Panzerfaust eröffneten sie im Morgengrauen das Feuer und überwältigten die Besatzung des Panzers.

«Es war ganz ruhig, nichts war anders oder seltsam, bis ich plötzlich einen großen Knall und laute Rufe hörte», sagte ein verletzter Soldat später. Nach einer ersten Untersuchung der Armee wurden zwei der vier Mann Besatzung lebend aus dem Panzer gezwungen und erst dann erschossen. Ein dritter wurde schwer verletzt, als die Angreifer Handgranaten in das Fahrzeug warfen. Der vierte Mann ist der entführte Hauptgefreite Gilad Schalit (19). Auch zwei der Angreifer blieben bei dem Angriff auf den Armeeposten tot zurück. Die anderen bombten sich mit ihrer Geisel den Weg zurück in den Gazastreifen.

In Israel wird kritisiert, dass die Armee trotz einer Geheimdienstwarnung vor einem solchen Angriff nicht schneller reagierte. Erst nach 70 Minuten sei umfangreiche Verstärkung auf den Weg geschickt worden. Zwei weitere Stunden habe es gedauert, bis die Armee den Angreifern in den Gazastreifen gefolgt sei.

Es war das erste Mal seit fast zwölf Jahren, dass militanten Palästinensern die Entführung eines israelischen Soldaten gelang. 1994 war der 19-jährige Nachschon Wachsmann im Westjordanland verschleppt worden. Bei dem Versuch, ihn zu befreien, waren der Entführte, ein weiterer Soldat und drei Hamas-Mitglieder ums Leben gekommen. (tso/dpa)

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