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Politik: Entschlossen glücklos

Die britischen Konservativen wählen ihren Parteichef ab

Von Matthias Thibaut, London

Iain Duncan Smith kämpfte – vergeblich. Entschlossener als je zuvor in seiner glücklosen, zweijährigen Laufbahn, versuchte der britische Oppositionsführer am Mittwochabend seine politische Existenz zu retten. An einer letzten Fragestunde im Parlament durfte er noch teilnehmen, dort, wo er zwei Jahre lang mit oft vor Aufregung überschnappender Stimme gegen den geschmeidigen Tony Blair antreten musste. Dann verschwand er hinter den verschlossenen Eichentüren eines düsteren Sitzungszimmers im Unterhaus, um einen letzten Appell an die Hinterbänkler der Tory-Partei zu richten. Sie hatten nach wochenlanger Kritik am Parteichef eine Vertrauensabstimmung erzwungen. Smith verlor. 90 Abgeordnete stimmten gegen ihn, nur 75 wollten ihn im Amt halten.

Was in Teufels Namen sich die Parteifreunde dächten, hatte Smith noch am Morgen gewettert. „Wir stürzen uns in einen Bürgerkrieg, gerade wo die Labourregierung am Scheitern ist.“ Doch gerade ihm war es nie gelungen, aus Blairs Schwierigkeiten auch nur das geringste politische Kapital zu schlagen.

Es ist das vierte Mal in acht Jahren, dass die Konservativen öffentliche Machtkämpfe austragen. Ein Jahrhundert lang waren die Konservativen die unbestrittene „Partei der Macht“. Nun halten einige ihr Auseinanderbrechen für möglich. Smith war vor zwei Jahren nach der Wahlniederlage und dem Rücktritt von William Hague zum Vorsitzenden gewählt worden – allerdings nur, so sagt man, um seinen damaligen Gegenkandidaten, den Pro-Europäer Kenneth Clarke, auszubremsen. Als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge Smiths gilt der Parteirechte Michael Howard. Er soll den wenig aussichtsreichen Wahlkampf bestreiten und Politikern der nächsten Generation Zeit geben, sich zu etablieren. Möglich ist aber, dass die „Modernisierer“ jetzt schon nach der Macht greifen.

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