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Politik: Entwicklungshilfe gegen Lottozahlen (Glosse)

Das Schicksal kann so ungerecht sein. Da lebt man nun im reichen Europa und glaubt jede Woche beim Warten auf die Lottozahlen, nun sei endlich der persönliche Anteil dieses Reichtums fällig - und das Äußerste sind wieder einmal drei Mark fuffzig.

Das Schicksal kann so ungerecht sein. Da lebt man nun im reichen Europa und glaubt jede Woche beim Warten auf die Lottozahlen, nun sei endlich der persönliche Anteil dieses Reichtums fällig - und das Äußerste sind wieder einmal drei Mark fuffzig. In Afrika dagegen, wo unsereiner nichts als Armut und tödliche Viren wähnt, klingelt es machmal ganz gewaltig. Der nigerianische Politiker und Unternehmer Moshood Abiola, vor einem guten Jahr in der Gefangenschaft gestorben, hat sein Vermögen laut Zeitungsberichten unter seinen 26 anerkannten Ehefrauen aufgeteilt. Bis zu umgerechnet 883 000 Mark gibt es pro Frau, wobei der Erblasser noch Differenzierungen festgelegt hat - am meisten sollen die Nachfahren der ersten und zweiten Frau erhalten. Freilich fehlt es noch an einer auch nur annähernd vollständigen Liste der Kinder des offenbar äußerst umtriebigen Geschäftsmanns - er hatte selbst offenbar keine Ahnung, wie viele er im Laufe seines Lebens gezeugt hatte. Und was wird aus den zahlreichen nicht anerkannten Ehefrauen? Fragen über Fragen, die uns wieder einmal vor Augen führen, dass echtes Multikulti sich nicht darauf beschränken sollte, mit Trommeln und Klappern durch Charlottenburg zu ziehen. Nützliche Entwicklungshilfe könnte beispielsweise darin bestehen, Nigeria eine ordentliches Personenstandsregister mitsamt Familiengericht zu spenden. Vielleicht schicken sie uns dann zum Dank die nächsten Lottozahlen.

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