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Entwicklungspolitik: Die Welt droht an den Millenniumszielen zu scheitern

Die UN haben ihren Bericht zum Stand der weltweiten Entwicklungspolitik vorgelegt. Generalsekretär Ban fordert mehr Anstrengung von reichen und armen Staaten.

Die Prognosen für den Kampf gegen die Unterentwicklung sind schlecht. Zwar konnten die UN am Montag auch einige Erfolge vermelden, was das Erreichen der Millenniumsziele (MDGs) bei der Verringerung extremer Armut betrifft. Doch es gebe auf der Welt kaum Regionen, in denen die MDGs bis 2015 noch erreicht werden könnten. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef und die Deutsche Welthungerhilfe befürchten, dass ein Scheitern der MDGs kaum noch zu verhindern ist.

Die Zahl der extrem Armen, die einen US-Dollar oder weniger zum Überleben haben, geht allerdings zurück. Galten 1990 noch 1,25 Milliarden Menschen als extrem arm, waren es 2004 rund 980 Millionen. „Das ist eine ermutigende Entwicklung“, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in Genf bei der Vorstellung eines Berichts zu den MDGs. Arme und reiche UN-Mitglieder müssten aber noch viel leisten, um alle Ziele bis 2015 zu erreichen. Erstes Ziel der MDGs, auf die sich die UN-Staaten im Jahr 2000 verpflichtet haben, ist es, die extreme Armut weltweit zu halbieren. Weitere Ziele sind die Eindämmung von Seuchen, Grundschulausbildung für alle Kinder, Fortschritte bei der Gleichbehandlung von Mann und Frau, mehr Umweltschutz sowie eine effizientere Zusammenarbeit zwischen armen und reichen Staaten bei der Entwicklungshilfe.

Ban sah Anlass zur Hoffnung im südlichen Afrika, das als Armenhaus der Welt gilt. Dort sank laut UN der Anteil der extrem Armen von fast 46,8 Prozent im Jahr 1990 auf 41,1 im Jahr 2004. Überhaupt gingen in den Entwicklungsländern immer mehr Kinder zur Schule; die Kindersterblichkeit gehe zurück; die Welt habe Fortschritte gegen Seuchen wie Malaria erzielt. Jedoch musste der UN-Chef einräumen, dass Daten aus armen Ländern oft mit einem Fragezeichen zu versehen sind: „Einige Länder verfügen über keine verlässlichen Statistiken, dann muss man schätzen.“

Zudem musste Ban auch viele ernüchternde Trends vorstellen: Die Hälfte der Menschen in Entwicklungsländern hat weder Toiletten noch Waschgelegenheiten; jedes Jahr sterben eine halbe Million Frauen an vermeidbaren Komplikationen bei Geburt oder Schwangerschaft; noch immer leiden zu viele Kinder an Unterernährung. Und Aids wütet stärker als je zuvor: Starben 2001 rund 2,2 Millionen Menschen an der Seuche, waren es 2006 knapp drei Millionen, die meisten in armen Staaten. Gründe für die Misere sieht Ban neben Kriegen und Klimawandel auch bei Korruption und schlechter Regierungsführung in den Entwicklungsländern selbst. Die Politiker Afrikas, Asiens und Lateinamerikas sollten das Wohl der Bürger in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen, so der UN-Chef. Die reichen Staaten müssten bei der Entwicklungshilfe mehr tun. „Die gesamte offizielle Hilfe ging zwischen 2005 und 2006 um 5,1 Prozent zurück“, so Ban – obwohl zum Beispiel die G 8 sich ausdrücklich zu einer Aufstockung der Entwicklungshilfe verpflichtet haben.

Laut Prognosen werden nach Angaben der Welthungerhilfe 2015 noch immer 610 Millionen Menschen hungern. Ohne eine klare Trendwende werde das Ziel unerreicht bleiben, den Anteil der armen Menschen an der Weltbevölkerung zu halbieren, hieß es in einer Erklärung. Unicef meldete, nach wie vor sterbe alle drei Sekunden ein Kind unter fünf Jahren an vermeidbaren Krankheiten. Trotz Erfolgen bei der Bekämpfung von Krankheiten wie Masern steige die Kindersterblichkeit in den von Aids betroffenen Regionen im südlichen Afrika wieder an.

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