zum Hauptinhalt
Sahra Wagenknecht beim Bundesparteitag in Berlin.

© REUTERS/LIESA JOHANNSSEN

„Wir sind keine Linke 2.0“: Wagenknecht betont bei BSW-Parteitag Bedeutung von intrigenarmen Strukturen

In Berlin läuft der erste Bundesparteitag von BSW. Die Wagenknecht-Partei will ihre Kandidaten für die Europawahl aufstellen und ein Programm bestimmen.

Beim ersten Bundesparteitag des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) hat die Vorsitzende ihre Mitstreiter dazu aufgerufen, an einem Strang zu ziehen. Die Parteimitglieder seien sehr unterschiedlich, sagte Wagenknecht am Samstag in Berlin. Darunter seien etwa Gewerkschafter, Unternehmer, Krankenpfleger, Polizisten, Theologen, Großstädter und Dorfbewohner.

Die Partei werde nur erfolgreich sein, wenn die Mitglieder diese „Unterschiedlichkeit als Gewinn begreifen, wenn wir Toleranz und Respekt nicht nur in der Gesellschaft einfordern, sondern auch hier in unserer Partei leben. Das muss unser Auftrag, und das muss unser Ziel sein.“

Wagenknecht sagte weiter: „Wir sind keine Linke 2.0. Das muss auch für unseren Umgang miteinander gelten. Lasst uns eine Partei des Miteinanders werden und nicht eine Partei der Intrigen und des Postengeschachers wie alle anderen.“

Der Linke-Politiker Gregor Gysi hat Wagenknecht und ihre neue Partei derweil kritisiert. Es sei ein unmoralischer Beginn für das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), weil zehn Bundestagsmandate „gestohlen“ worden seien, sagte Gysi am Samstag beim Landespartei der brandenburgischen Linken in Templin.

Gysi sagte: „Ich bin ja schon eitel, trotzdem hätte ich mich nie getraut, einer Partei meinen Namen zu geben.“ Hauptgegner der Linken sei aber nicht Wagenknechts Partei, sondern die AfD.

Es sollten Strukturen im BSW geschaffen werden, in denen sich nicht die Rücksichtslosesten und Intrigantesten durchsetzen, sondern die Talentiertesten und Besten. „Denn das wollen wir auch in der Gesellschaft. Dann fangen wir bei uns an. Das ist ganz wichtig, das wird uns von allen anderen unterscheiden, wenn wir so sind.“ Wagenknecht rief die Mitglieder dazu auf, pfleglich miteinander umzugehen - das müsse das Credo sein.

„Es ist unsere Verantwortung, die großen Erwartungen, die Hoffnungen, die jetzt ganz viele Menschen auf uns setzen (...), lasst uns diese Hoffnungen, diese Erwartungen nicht enttäuschen“, rief Wagenknecht.

Die Partei hatte sich Anfang Januar gegründet und Sahra Wagenknecht und die frühere Linksfraktions-Chefin Amira Mohamed Ali zu Vorsitzenden gewählt. Der erste bundesweite Parteitag mit zunächst rund 380 Teilnehmern sollte am Samstag Programm und Kandidaten zur Europawahl am 9. Juni bestimmen. Als Spitzenkandidaten designiert sind der frühere Linken-Europaabgeordnete Fabio De Masi und der langjährige SPD-Politiker Thomas Geisel, früher Oberbürgermeister von Düsseldorf.

Die Partei vertritt in der Sozial- und Wirtschaftspolitik eher linke Positionen mit umfassenden Sozialleistungen für Rentner oder Arbeitslose, fordert aber eine strikte Begrenzung der Migration. Sie tritt dafür ein, wieder Gas und Öl aus Russland zu beziehen. Zudem ist sie gegen Waffenlieferungen an die Ukraine und verlangt Verhandlungen mit Russland. Im Entwurf des Europaprogramms plädiert das BSW dafür, Kompetenzen der EU wieder den Mitgliedsstaaten zu übertragen. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false