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Politik: Ethikrat hält Gentests an Embryonen für gerechtfertigt

Große Mehrheit für begrenzte Zulassung der Präimplantationsdiagnostik / Schröder erwägt Einschränkung des Klonverbots

Berlin. Der Nationale Ethikrat von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat einer begrenzten Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) zugestimmt. Fast zwei Drittel der 24 Mitglieder sprachen sich dafür aus, die PID zu erlauben, wenn bei den Eltern hohe genetische Risiken vorliegen. Zu den Befürwortern zählen der Ratsvorsitzende Spiros Simitis und der Theologe Richard Schröder. Eine kleinere Gruppe, darunter der frühere Bundesminister Hans-Jochen Vogel und der evangelische Bischof Wolfgang Huber, forderten dagegen ein striktes Verbot der PID.

Bei der PID soll ein im Reagenzglas entstandener Embryo auf bestimmte Gendefekte geprüft werden. Erst dann sollen die Eltern entscheiden, ob der Embryo in die Gebärmutter eingepflanzt und ausgetragen oder „verworfen“ werden soll. Befürworter des Verfahrens glauben, mit Hilfe der PID könne man eine „Schwangerschaft auf Probe“ in vielen Fällen verhindern. Gegner befürchten eine Entwicklung hin zum Designerbaby.

Die Bundesministerinnen Ulla Schmidt, Edelgard Bulmahn und Renate Schmidt (alle SPD) begrüßten die Empfehlung. „Gerade mit Rücksicht auf die betroffenen Frauen halten wir die Möglichkeit einer PID unter strengen Beschränkungen und Voraussetzungen für vertretbar“, schrieben die Ministerinnen für Gesundheit, Forschung und Frauen in einer Erklärung. Die Grünen, die CSU, die Kirchen und Behindertenverbände kritisierten das Votum. „Ich glaube, dass wir damit sehr schnell auf dem Weg der menschlichen Selektion sind“, sagte die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt. Nach Tagesspiegel-Informationen will die FDP noch vor der Sommerpause einen neuen Gesetzentwurf einbringen. Schröder sagte am Donnerstag in Berlin, er wolle sich mit Frankreich für ein weltweites Verbot des reproduktiven Klonens, also des Kopierens von Menschen, einsetzen. Auf Kritik stieß allerdings seine Äußerung, man müsse diskutieren, ob das therapeutische Klonen von dem Verbot ausgenommen werden könne. Die Fraktionen von Union, SPD und Grünen hatten sich darauf geeinigt, gemeinsam ein generelles internationales Klonverbot zu fordern. Bas Kast

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