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Politik: EU-Taskforce soll den Terror bekämpfen

Nach Briefbombenanschlägen leitet zunächst Italien die Ermittlungen

Rom. Nach der Serie von Briefbombenanschlägen gegen EU-Behörden und Politiker soll nun ein internationales Team ermitteln. Antiterrorexperten aus Italien und Deutschland, Spanien, Griechenland, den Niederlanden, Frankreich und Belgien sind bereits zu einem ersten Treffen in Rom zusammengekommen. Gianni Luperi wird in den nächsten zwei Monaten italienische und ausländische Terrorexperten auf den gemeinsamen Kampf vorbereiten. Luperi ist Vizedirektor der Anti-Terror-Einheit des italienischen Innenministeriums. Ihm wurde von Repräsentanten aus verschiedenen Staaten der Europäischen Union, darunter auch Deutschland, diese Aufgabe übertragen.

Hinter verschlossenen Türen diskutierte die Expertengruppe die Terrorgefahren in Europa. Dabei wurde das Hauptaugenmerk nicht nur auf die Gefahren, die von radikalen muslimischen Gruppierungen ausgehen, gelegt. Auch innereuropäische terroristische Gruppen seien „eine große Gefahr für die innere Sicherheit der Union“, sagte Luperi.

Die nicht abreißende Kette von Briefbomben machte den europäischen Regierungen deutlich, so Italiens Innenminister Beppe Pisanu, „dass wir alle an einem Strang ziehen müssen“. Erst am Montag waren Sprengsätze an drei Europa-Abgeordnete geschickt worden. Der Schutz für EU-Kommissionspräsident Romano Prodi, der ebenfalls eine Briefbombe erhalten hatte, wurde indes verstärkt.

Innerhalb der kommenden zwei Monate wird die in Rom ins Leben gerufene europäischen Anti-Terror-Taskforce unter Leitung von Luperi eine komplette Liste aller terroristischen Gruppierungen in Europa erstellen. Jedes Land hat folglich die Aufgabe, sämtliche terroristischen Zellen aufzulisten, die auf seinem Staatsgebiet operieren. Die auf diese Weise zusammengestellten Informationen sollen den EU-Partnern zur Verfügung gestellt werden. „Unser Ziel muss es sein, mit Hilfe des Datenaustauschs effektiver als bisher die terroristische Gefahr zu bekämpfen”, sagte Pisanu.

Das besondere Interesse der Taskforce gilt in diesem Moment jenen für die Briefbomben verantwortlichen antieuropäischen Gruppen in Italien, die sich vor allem auf den Großraum Bologna konzentrieren, aber in allen italienischen Großstädten über Sympathisanten verfügen. Ersten Ermittlungen zufolge arbeiten bei ihrem antieuropäischen Kampf Links- mit Rechtsradikalen zusammen. Italienische Ermittler entdeckten auch, dass die Briefbomben an Prodi und andere Politiker der EU von den gleichen Personen hergestellt worden sein müssen und von der Insel Sardinien stammen. Auch dort finden sich Gruppierungen, die nach Darstellung der Ermittler offenbar mit den Terroristen in Bologna zusammenarbeiten. Nicht ausgeschlossen wird, dass italienische EU-Gegner aus dem anarchistischen Lager mit radikalen Separatisten im europäischen Ausland, beispielsweise im Baskenland, in Kontakt stehen.

Thomas Migge

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