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Politik: Euro: Nur Augen für das neue Geld

Die Operation Euro läuft. Beinahe täglich rollt ein schwarzer Lkw, eskortiert von gepanzerten, dunkel lackierten Limousinen, durch die Tore der Bundesdruckerei in Berlin-Kreuzberg - an Bord zehntausende von frisch gedruckten Euro-Scheinen.

Die Operation Euro läuft. Beinahe täglich rollt ein schwarzer Lkw, eskortiert von gepanzerten, dunkel lackierten Limousinen, durch die Tore der Bundesdruckerei in Berlin-Kreuzberg - an Bord zehntausende von frisch gedruckten Euro-Scheinen. Die wertvolle Fracht wird zur Zwischenlagerung in die Tresorgebäude der Landeszentralbanken transportiert. Doch das ist nur der Anfang: Insgesamt 15,5 Milliarden neue Geldstücke und 2,5 Milliarden Scheine müssen bis zum 1. Januar 2002 verteilt werden. Allein mit den 71 500 schweren Eurostücken ließe sich ein 45 Kilometer langer Güterzug füllen. Kein Wunder, dass angesichts dieser gigantischen Summen, die Sicherheitsfragen bei der Euro-Bargeldeinführung höchste Priorität haben. Die Bodyguards für den Euro tragen grüne Uniformen, denn der Geleitschutz für die neue Währung ist Sache der Polizei. "Und die ist gut gerüstet", sagt Claus Henning Schapper, Koordinator der Bundesregierung für Sicherheitsfragen bei der Einführung des Euro-Bargeldes. Deshalb werde die Bundeswehr nicht ausrücken müssen und auch die Bundeswehrfahrzeuge blieben in den Kasernen.

Bereits im November vergangenen Jahres hatte die Innenministerkonferenz ein Sicherheitskonzept auf Bundesebene für die Polizeien von Bund und Ländern beschlossen. Dazu gehören die systematische Erfassung von Lagerstätten und Transportrouten oder die Erstellung von Lagebildern. Damit Deutschlands Ganoven erst gar nicht auf dumme Gedanken kommen, sieht das Konzept der Bundesregierung in der heißen Phase von Dezember 2001 bis Februar 2002 eine "verstärkt sichtbare polizeiliche Präsenz" vor. Und weil ab dann die Operation Euro ganz oben auf dem Einsatzplan steht, ist in dieser Zeit ein Verbot für Großveranstaltungen und Urlaubsbeschränkung für die Ordnungshüter verhängt worden. Dafür dürften Falschparker oder Schnellfahrer weniger "gefährdet" sein als sonst: Wenn sich die Polizei auf die Sicherheit des Euro konzentriert, könnte so manches Verkehrsdelikt dem Auge des Gesetzes entgehen.

Für das Bundeskriminalamt bedeutet der Euro-Einführung eine große Chance, Schwarzgeld und kriminell erworbenes Geld aufzuspüren. So könnte etwa das verschwundene Lösegeld aus der Reemtsma-Entführung gefunden werden. Denn aus Überfällen und Erpressungen sind D-Mark-Scheine im Wert von mindestens 30 Millionen Mark registriert. Disketten mit den Registriernummern werden an die Banken verteilt.

Dagmar Rosenfeld

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