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Politik: Europas neue Freunde

Der Westen setzt große Hoffnungen in Skopjes neue Regierung

Von Gemma Pörzgen, Belgrad

Branko Crvenkovski bekommt eine zweite Chance. Der Sieger der mazedonischen Parlamentswahl vom Sonntag und künftige Ministerpräsident regierte das kleine Balkan-Land schon einmal von 1992 bis 1998. Damals war der Sozialdemokrat mit 29 Jahren der jüngste Regierungschef Europas. Doch die Mazedonier fegten ihn wegen offenkundiger Misswirtschaft wieder aus dem Amt.

Nun kann der dunkelbärtige Senkrechtstarter noch einmal versuchen, die Erwartungen der enttäuschten Bevölkerung zu erfüllen. Im Mittelpunkt seiner Kampagne stand der Kampf gegen Korruption und Verbrechen. Crvenkovskis Sozialdemokratische Union Mazedoniens (SDSM) und das Bündnis „Gemeinsam für Mazedonien“ wurde mit 40,4 Prozent zur mit Abstand stärksten Partei. Die Nationalisten und ihr Bündnis „Kopf hoch“ schafften 24,4 Prozent. Unter den albanischen Parteien führte die Demokratische Union für Integration (BDI) mit 11,8 Prozent, vor der Demokratischen Albaner-Partei (DPA) mit 5,2 Prozent.

„Mazedonien kann kein Glück erreichen, wenn 200 oder 300 Leute im Wohlstand leben, 2,3 Millionen jedoch arm sind“, hatte Crvenkovsi verkündet. Sein Parteienbündnis verspricht ein Beschäftigungsprogramm, das in den kommenden vier Jahren bis zu 200 000 neue Arbeitsplätze schaffen soll.

Crvenkovski wurde 1962 als Sohn eines jugoslawischen Offiziers in Sarajevo geboren. Der slawische Mazedonier studierte in Skopje Elektrotechnik und schnupperte nur kurz ins Berufsleben hinein, bevor er in die Politik ging. Dann folgte eine steile Karriere: Schon 1990 zog der junge Mann ins Parteipräsidium der Postkommunisten und organisierte den Wahlkampf für die Parlamentswahl. Nach kurzer Zeit als Abgeordneter der SDSM übernahm Crvenkovski im April 1991 deren Parteivorsitz. Kritiker werfen ihm allerdings vor, nicht politische Erfolge, sondern die Protektion einflussreicher Freunde hätten seinen Weg in die Spitzenposition befördert. Doch Crvenkovski gilt als intelligenter Pragmatiker, der politisch vor allem von seinem Mentor, dem Ex-Präsidenten und SDSM-Gründer Kiro Glogorov geprägt wurde. Mit Fahnen und Popmusik zeigte sich der 39-Jährige im Wahlkampf lässig und modern im Freizeitlook. Der Oppositionschef und sein Team setzten sich deutlich von den nationalistischen Tönen mazedonischer Hardliner ab.

Diplomaten in Skopje halten Crvenkovski für politisch gereift. Auch wenn der künftigePremier das im August 2001 international vermittelte Friedensabkommen nicht als beste Lösung für Mazedonien ansehe, unterstütze er dessen Umsetzung und werde seinen Verpflichtungen nachkommen, heißt es. Für die internationalen Vertreter dürfte die Zusammenarbeit mit der neuen Regierung sehr viel einfacher werden, da sie sich nicht wie die abgewählte Führung unter Ljubco Georgievski mit anti-westlicher Rhetorik profilieren will.

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