zum Hauptinhalt

Politik: Fährt der Lastwagen nach links oder rechts?

WASHINGTON .Glodane ist ein kleines Dorf im Südwesten des Kosovo.

WASHINGTON .Glodane ist ein kleines Dorf im Südwesten des Kosovo.Die Welt erfuhr von Glodane, weil die NATO in Brüssel ein Foto veröffentlichte.Es zeigt die Dorfbewohner als winzige Punkte, zusammengetrieben auf einem Feld unmittelbar jenseits des letzten Hauses.Dies ist das "Bevor"-Foto.Das "Danach"-Foto zeigt Glodane in Brand.Alle Häuser stehen in Flammen; Autowracks liegen, wo sie auch zuvor lagen.Nur die kleinen Punkte sind verschwunden.Die Bewohner fehlen.Das Feld, wo sie zuvor beisammenstanden, ist leer.

Der NATO-Sprecher sagte, dies sei eine "vernichtende Bestätigung", daß Glodane in einem weiteren Akt der ethnischen Säuberung vernichtet und seine Bewohner vertrieben oder ermordet worden seien.Der Beweis, die beiden Fotos, stammt wieder einmal von einem der Spionagesatelliten vom Typ KH-11.Neben den U-2-Spionageflugzeugen und den unbemannten "Predator"-Flugzeugen, von denen am Mittwoch eines abgeschossen worden sein soll, sind die Satelliten die Augen des Westens im Kosovo.Nach den Angaben von hohen US-Beamten werden die Spionagesatelliten inzwischen eingesetzt, um Flüchtlingsströme im Kosovo aufzuspüren.Ursprünglich hatten sich die Satelliten auf die jugoslawische Luftabwehr konzentriert."Sämtliches Aufklärungsmaterial wird inzwischen in diesem Bereich eingesetzt", so heißt es bei den US-Beamten weiter.

Dennoch ist unklar, warum es trotz all der Hochtechnologie, deren Auflösung bei 15 Zentimeter großen Objekten liegen soll, bislang nicht möglich war, drei Kernfragen zu beantworten.Gab es innerhalb des Kosovo möglicherweise Massenexekutionen? Gibt es Konzentrationslager? Wo sind die jungen Männer, die in den Flüchtlingsströmen fehlen?

Das Wetter, so sagen die NATO-Planer, habe die Grenzen der Spionagetechnik aufgezeigt.Das Terrain kommt hinzu.Der Irak mag der ideale Einsatzort für Satelliten gewesen sein - im Kosovo sind Wälder und Steillagen mindestens so hinderlich wie Wolken und Regen.

Mehrere US-Universitäten bieten "Sicherheitsstudien" als Aufbaustudiengang mit dem Abschluß als Master an.Hier wird unter anderem gelehrt, wie man die Fotos der Spionagesatelliten richtig interpretiert, woran man also beispielsweise erkennt, ob ein fotografierter Lastwagen nach rechts oder nach links fährt.Aus den Absolventen rekrutieren sowohl der Auslands-Geheimdienst CIA als auch die Aufklärungs-Truppe innerhalb des Pentagons, die DIA (Defense Intelligence Agency), ihren Nachwuchs.

Tief im Bauch des US-Verteidigungsministeriums verrichten die Interpreten ihren Dienst.Auch Firmen aus der Privatwirtschaft heuern sie an.Sollen sie indes im Regierungsauftrag arbeiten, brauchen sie eine "security clearance".Die kostet um die 20 000 Dollar.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false