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Fall Kevin: Spuren brutaler Misshandlung

Der zweijährige Kevin, dessen Leiche am Dienstag in Bremen entdeckt wurde, wurde offenbar bereits im Herbst 2004 schwer misshandelt.

Bremen - Nach einem Bericht des Magazins "Focus" brachten die Eltern ihren Sohn Ende September 2004 mit schwersten Verletzungen in die Professor-Hess-Klinik in Bremen. Demnach waren beide Unterschenkel und mehrere Rippen gebrochen. Zudem sollen die Ärzte laut Ermittlungsakten einen Schädelbruch bei dem Jungen festgestellt haben.

Auf die Verletzungen angesprochen, hätten die Eltern seinerzeit erklärt, Kevin sei "mit den Beinen durch die Sprossen des Kinderbetts gelangt" und habe sich so die Brüche selbst zugefügt, schreibt das Magazin. Laut Akte konstatierten die Mediziner zudem eine "Unterarmfraktur älteren Datums". Die Klinik habe daraufhin das Jugendamt informiert. Doch eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft oder der Polizei sei ausgeblieben.

Obduktionsbericht belastet Vater

Im Zusammenhang mit dem Tod von Kevins Mutter belastet laut "Focus" ein Obduktionsbericht den mehrfach vorbestraften Vater. So hätten sich an der Leiche der Frau Spuren "massiver Gewalteinwirkung" befunden. Außerdem sei ein Milzriss festgestellt worden. Dass der Vater unter Verdacht stand, Kevins Mutter umgebracht zu haben, hätten die Sachbearbeiter des Bremer Jugendamtes nach ersten Aussagen nicht gewusst.

Unterdessen kritisierten Experten den Sparzwang in der Jugendhilfe. Die neue Münchner Jugendamtsleiterin und Psychologie-Professorin Maria Kurz-Adam wies darauf hin, eine behutsame Rückführung der Kinder aus der amtlichen Obhut in die Familie brauche ihre Zeit, in schwierigen Fällen bis zu einem Jahr. Doch "je schneller es geht, desto mehr entlastet es die öffentlichen Haushalte".

Süssmuth fordert Gesetzentwurf

Rita Süssmuth, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft gegen Kindesmisshandlung und -vernachlässigung, forderte, den Schutz von Kindern endlich "ins Grundgesetz aufzunehmen". Süssmuth sagte dem Magazin, es dürfe nicht sein, dass ein Kind in Lebensgefahr gerate, nur weil es Kosten verursache. (tso/ddp)

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