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Politik: Familiengericht spricht US-Verwandten vorläufiges Sorgerecht zu. Unterdessen ist in den USA ein innenpolitischer Streit entbrannt

Der kleine Elian bleibt nach dem Tod seiner Mutter während der Flucht aus Kuba vorerst weiter in den USA. Eine Richterin in Florida entschied am Montag, die von der US-Regierung angeordnete Rückkehr des Sechsjährigen bis März auszusetzen.

Der kleine Elian bleibt nach dem Tod seiner Mutter während der Flucht aus Kuba vorerst weiter in den USA. Eine Richterin in Florida entschied am Montag, die von der US-Regierung angeordnete Rückkehr des Sechsjährigen bis März auszusetzen. Der Beschluss löste in Havanna heftige Proteste aus. Sein Vater Juan Miguel Gonzalez verlangt mit Unterstützung der kubanischen Regierung die Rückkehr des Jungen in seine Heimat. Verwandte in den USA versuchen hingegen, dies zu verhindern.

Nach der einstweiligen Verfügung von Richterin Rosa Rodriguez können die Verwandten in Florida nun vor Gericht eine Vormundschaft erreichen. Eine entsprechende Anhörung wurde für den 6. März angesetzt. Auch der in Kuba lebende Vater muss vor Gericht erscheinen. Tue er dies nicht, könne dies zu einer Entscheidung führen, die gegen seine Interessen sei, erklärte die Richterin.

Der Großonkel des Jungen, Lazaro Gonzalez, sprach von einem Sieg für Elian. Die US-Einwanderungsbehörde hatte in der vergangenen Woche die Rückkehr des Jungen zu seinem Vater nach Kuba bis Freitag dieser Woche angeordnet. Die Entscheidung war von Präsident Bill Clinton und Justizministerin Janet Reno unterstützt worden.

Rechtsexperten äußerten sich überrascht über das Urteil und äußerten den Verdacht, es sei von politischen Überlegungen beeinflusst. Es werde den Verwandten sehr schwer fallen, ihre Ansprüche gegen den Vater zu begründen, wenn der das Kind nicht vernachlässigt oder missbraucht hat. Der INS hatte nach Gesprächen mit dem Vater auf Kuba ein gutes Verhältnis zu seinem Sohn festgestellt.

Der New Yorker Abgeordnete Charles Rangel sagte in einem Fernsehinterview, er rechne mit einem Sieg des Gesetzes: "Der Junge wird zu seinem Vater zurückgebracht." US-Vizepräsident Al Gore stellte am Montag in Frage, ob die Einwanderungsbehörde über ausreichende Sachkenntnisse verfüge, um den Fall zu entscheiden. "Ich würde gerne sehen, dass unserer Gerichte den Disput lösen, die entscheiden können, was das Beste für dieses Kind ist", sagte Gore dem Fernsehsender NBC.

Die kubanische Regierung verurteilte die Entscheidung der Richterin. Tausende Kubaner demonstrierten vor der amerikanischen Botschaft in Havanna. Der Führer der kubanischen Studentenvereinigung, Hassan Perez, bezeichnete das Urteil als ungesetzlich und willkürlich. "Was sind das für Monster, deren Herzen nicht hören?", sagte Perez auf der Kundgebung. Die Exilkubaner in Miami würden alle Mittel einsetzen, um die Rückkehr des Jungen zu verhindern.

Elian wurde nach der Flucht, bei der im November seine Mutter und sein Stiefvater ertranken, von Verwandten in Miami aufgenommen. Der Sechsjährige wohnt seitdem bei seinem Großonkel und seiner Großtante. In deren Namen stellten am Freitag mehrere Anwälte den Antrag, die Behörden sollten dem Ehepaar die Vormundschaft über den Jungen übertragen. Dann solle um eine Aufenthaltsgenehmigung und schließlich um politisches Asyl nachgesucht werden.

Die rechtlichen Auswirkungen der Entscheidung der Richterin sind aber noch unklar. Die Einwanderungsbehörde lehnte eine Stellungnahme zunächst ab. Der Rechtswissenschaftler Bernard Perlmutter erklärte, das Urteil sei zwar "politisch populär", rechtlich aber falsch. Die Behörde könne das Urteil ignorieren und den Jungen nach Kuba zurückschicken.

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