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Familienpolitik: Großes Interesse an Elterngeld

Zum Jahreswechsel gab es skurrile Begebenheiten in Deutschlands Kreißsälen. Die Bundesregierung rechnet unterdessen beim neuen Elterngeld in diesem Jahr mit bis zu 660.000 Anträgen.

Berlin - Für eine exakte Prognose sei es aber noch zu früh, sagte ein Sprecher von Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU). Beispielsweise werde bei der Geburt von Zwillingen nur ein einziger Antrag benötigt. In Deutschlands Kreißsälen spielte das Elterngeld, das per Gesetz zum 1. Januar eingeführt wurde, bei den Geburten zum Jahreswechsel nur eine untergeordnete Rolle, ergab eine Umfrage in den Bundesländern. Bei Behörden riefen viele Eltern an oder schickten E-Mails, um Informationen zum Elterngeld zu bekommen.

Ärzte betonten, in Einzelfällen hätten werdende Mütter nach Mitteln gefragt, um die Wehen zu unterdrücken und den Geburtstermin in den Januar hinauszuzögern. Dies sei aus ethischen Gründen abgelehnt worden. Bei vielen frisch gebackenen Eltern spielte das Elterngeld nur eine untergeordnete Rolle. "Geld kann niemals einen dadurch eventuell entstehenden gesundheitlichen Schaden ersetzen, sagte eine Hebamme.

Betteln um einen Kaiserschnitt

Es gab aber auch gegenläufige Tendenzen: Hartz-IV-Empfängerinnen versuchten, noch im Dezember ihre Kinder zu bekommen. "Wir hatten zwei Fälle, wo Frauen um einen Kaiserschnitt gebettelt haben", sagte Roya Fakhrabadi, Hebamme am Universitätsklinikum Aachen. Die Frauen hätten mit dem bisherigen Erziehungsgeld mehrere tausend Euro mehr an Unterstützung erhalten. Das Klinikum ging auf die Wünsche nicht ein.

Das Elterngeld löste zum 1. Januar das Erziehungsgeld ab. Statt zwei Jahre lang maximal 300 Euro pro Monat erhalten Eltern künftig einen Betrag, der sich am Einkommen orientiert und 12 oder 14 Monate lang ausgezahlt wird. Das Elterngeld beträgt 67 Prozent des letzten Nettolohns, maximal 1800 Euro monatlich. Alleinerziehende, Geringverdiener und die Bezieher von Arbeitslosengeld II erhalten einen monatlichen Sockelbetrag von 300 Euro.

Spontan-Geburt - "mit Geld hatte das nichts zu tun"

Im Knappschaftskrankenhaus in Dortmund-Brakel wurde das wohl erste Kind des neuen Jahres in ganz Deutschland geboren. Um 0:01 Uhr erblickte der kleine Sebastian das Licht der Welt. "Mit Geld hatte das nichts zu tun. Es war eine Spontan-Geburt. Plötzlich setzten die Wehen ein und das Kind wurde geboren", sagte Hebamme Sofie Konior.

In Hamburg kamen im neuen Jahr bislang mehr als 40 Kinder zur Welt. Viele Eltern riefen bei den Behörden an. "Die Unsicherheit ist bei vielen schon groß", sagte ein Sprecher des Landesbetriebs Krankenhäuser. In Sachsen-Anhalt verschickten die zuständigen Stellen in Halle und Magdeburg die ersten Antragsformulare. Eltern haben nach der Geburt drei Monate Zeit, den Antrag einzureichen. Das Elterngeld wird dann rückwirkend gezahlt.

In Thüringen verzeichnete keine Klinik an Neujahr deutlich mehr Geburten als an Silvester. Im Osten mit hoher Arbeitslosigkeit und niedrigen Löhnen würden ohnehin deutlich weniger Familien von der Neuregelung profitieren als im Westen, sagte der Direktor der Geburtshilfe am Uni-Klinikum Jena, Ekkehard Schleußner. Dort sei das erste Kind im Jahr 2007 von einer Studentin geboren worden, die ihren Nachwuchs sogar lieber im alten Jahr bekommen hätte. "Sie hat von der Neuregelung nichts, stellt sich sogar schlechter."

Verdopplung der Geburtenrate in Kassel

Die Kliniken in Kassel registrierten dagegen deutlich mehr Geburten zum Jahreswechsel. "Statistisch kamen bis zum 26. Dezember 2,5 Kinder am Tag bei uns zur Welt. In den letzten fünf Tagen des Jahres waren es mit 5,2 dann plötzlich mehr als doppelt so viele", sagte der Geschäftsführer der Kasseler Klinik Dr. Koch, Rolf Kliche.

Im Uniklinikum Ulm lag die Zahl der Geburten am 1. Januar mit sechs Kindern im Schnitt. Einige Frauen hätten den Wunsch geäußert, erst am Neujahrstag zu entbinden, sagte Oberarzt Frank Reister. Allerdings seien nur Tipps gegeben worden, wie die Geburt nicht beschleunigt wird - etwa durch den Verzicht auf Sex in den Tagen vor dem anvisierten Termin. (tso/dpa)

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