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Politik: Feiern, bis das Bier ausgeht Grüne haben

ihr Ergebnis verdoppelt

Von Hans Monath

Berlin - Ein kollektiver Jauchzer jagt den nächsten: Als in der Parteizentrale der Bundes-Grünen in Berlin-Mitte um 18 Uhr die ersten Zahlen über die Bildschirme flimmern, wird der Jubel immer lauter, der Beifall immer heftiger. Dass Schwarz-Gelb in Nordrhein-Westfalen (NRW) abgewählt ist, das allein schon bringt die Gemüter der Grünen-Anhänger in heftige Wallung. Doch als der Moderator dann noch verkündet, „der große Wahlsieger“ seien die Grünen, da gibt es vor lauter Freude kein Halten mehr. So ausgelassen wird gefeiert, dass am Ende sogar das Bier aus der „Brauereimanufaktur“ ausgeht.

„Das ist ein knallgrüner Abend“, ruft eine sichtlich aufgekratzte Parteichefin in die Menge. Tatsächlich hat die Ökopartei ihr NRW-Ergebnis verdoppelt, was Claudia Roth für „sensationell“ erklärt. Weil Rot-Grün in Düsseldorf zu diesem frühen Zeitpunkt noch keine eigene Mehrheit hat, empfiehlt die Vorsitzende, die Parteifreunde sollten „jetzt feiern und die Daumen drücken“. Trotz des Stimmenzuwachses erscheint eine Regierungsbeteiligung noch unklar. Erst eine halbe Stunde später deuten neue Hochrechnungen darauf hin, dass das Daumendrücken geholfen haben könnte.

Eine Koalition mit der SPD in Düsseldorfer war von Anfang an das Wunschergebnis der Grünen – die Landespartei unterschied sich da nicht von den Zielen der Bundes-Grünen. Die Option Schwarz- Grün war ernst gemeint – aber nur als zweite Priorität für den Fall, dass es mit der SPD nicht reichen würde. Der Kurs der „Eigenständigkeit“, der Risiken barg, hat sich ausgezahlt, wie Spitzenkandiatin Sylvia Löhrmann jubiliert.

Eine erneute rot-grüne Koalition bedeutet aus Sicht der Ökopartei keine Neuinszenierung des „rot-grünen Projekts“ mit seinem Überschuss an Heilserwartungen und mit der alten Rollenteilung: Zehn Jahre lang litten die NRW-Grünen darunter, dass die machtgewohnte SPD den Juniorpartner immer wieder spüren ließ, dass er vor allem lästig war. Doch SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft hat mit dieser Rollenteilung gebrochen und früh versichert, dass sie die Grünen als gleichberechtigten Partner akzeptiert.

Für die Bundes-Grünen aber geht es um weit mehr als um NRW. „Schwarz- Grün im Bund, liebe Leute, heute ist der Anfang vom Ende“, ruft Claudia Roth in den Saal. Die NRW-Stimmen im Bundesrat werden auch die Grünen deshalb gern dazu nutzen, entscheidende Projekte der schwarz-gelben Bundesregierung zu torpedieren. Fraktionschefin Renate Künast jedenfalls frohlockt schon: „Jetzt ist das Treiben bis 2013 da.“

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