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Politik: Feind des Westens

Gulbuddin Hekmatyar ist seit Jahrzehnten ein Machtfaktor in Afghanistan – jetzt will er eine Allianz gegen die „Besatzer“ aufbauen

Es waren die schwersten Gefechte in Afghanistan seit mehr als neun Monaten. Und alles spricht dafür, dass unter den 18 von US-Soldaten getöteten Rebellen auch Anhänger von Gulbuddin Hekmatyar waren. Hekmatyar ist einer der bekanntesten Mudschahedin-Führer.

Der 55-jährige Paschtune gilt als Fundamentalist mit klarer antiwestlicher Grundhaltung, aus der er nie einen Hehl machte. Aber weder Washington noch Pakistan wollten das hören. Ebenso wenig seine Verbündeten, die er wechselte, wie andere das Hemd – aus taktischen Gründen, aber auch nach Verrat und Wortbruch. Sein Amt als Premierminister in der postsowjetischen Mudschahedin-Regierung konnte er zunächst nicht antreten, weil Schah Massud, der spätere Führer der von Tadschiken dominierten Nordallianz, die Zugänge nach Kabul blockierte. Hekmatyar rächte sich 1993 und 1994 mit Raketenangriffen und legte die Hauptstadt in Schutt und Asche. Erst die Gefahr einer Machtübernahme durch die Taliban brachte eine kurzlebige Allianz der Rivalen zu Stande und Hekmatyar das Amt des afghanischen Premiers.

Aber er blieb ohne Hausmacht: seine Milizen wurden von den Taliban geschlagen. Nach der Einnahme Kabuls emigrierte Hekmatyar nach Iran, wo er wegen seiner konsequent anti-amerikanischen Haltung den Schutz des geistlichen Führung um Ayatollah Chamenei genoss. Zum Ärger von Staatspräsident Chatami, der auf Normalisierung der Beziehungen zu den USA hoffte und daher im Februar vergangenen Jahres der Bitte von Afghanistans Präsidenten Hamid Karsai nachkam, Hekmatyar auszuliefern.

Der versucht derzeit, gestützt auf ein ansehnliches Vermögen, eine Allianz gegen die „amerikanischen Besatzer“ aufzubauen. Gestützt auf andere einflussreiche Paschtunenführer gilt er als ernst zu nehmender Machtfaktor und damit als eine mögliche Alternative zu Karsai, den viele Afghanen für eine Marionette der CIA halten.

Hekmatyars Hizb-e-islami ist die bisher einzige Bewegung in Afghanistan, die sich nicht als Interessenvertretung einer der vielen ethnischen oder religiösen Gruppen versteht. Die Vereinigten Staaten versuchten ihn bereits mehrfach mit Drohnen zu töten. Für Washington gehört Hekmatyar zu den 20 gefährlichsten Terroristen der Welt.

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