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Bundesvorsitzender der FDP: Christian Lindner.

© dpa/Bernd von Jutrczenka

Folgen der „D-Day“-Affäre: 57 Prozent haben ein schlechteres Bild von der FDP – Liberale unter fünf Prozent

Eine neue Umfrage zeigt die Auswirkungen der Vorgänge um das Ampel-Aus für die Liberalen. Auch unter FDP-Wählern ist der Reputationsverlust groß. Die SPD klettert um drei Prozentpunkte.

Stand:

Die FDP kämpft mit den Folgen der „D-Day“-Affäre, nach der Veröffentlichung des brisanten Papiers kommen die Liberalen um Parteichef Christian Lindner nicht zur Ruhe. Rund 80 Tage vor den für den 23. Februar geplanten vorgezogenen Neuwahlen muss die Partei um den Wiedereinzug in den Bundestag bangen. Die Folgen der Affäre spiegeln sich auch in einer neuen Umfrage wider – das gilt insbesondere für die Kernwählerschaft der FDP.

Der Erhebung des Meinungsforschungsinstitut YouGov zufolge belasten die Vorgänge das öffentliche Bild der FDP sehr. Mehr als die Hälfte der Deutschen (57 Prozent) gibt demnach an, dass die Veröffentlichung der internen Dokumente, die zeigen, dass die FDP aktiv auf ein Ende der Ampelkoalition hingearbeitet hat, ihre Meinung zur FDP verschlechtert hat. Nur jeder Sechste (15 Prozent) gibt an, dass sich seine Meinung verbessert hat. Knapp drei von zehn (28 Prozent) geben keine Einschätzung ab.

FDP würde Einzug in Bundestag verpassen

Bemerkenswert sei, so das Institut, dass auch unter Wählerinnen und Wählern, die die FDP bei der Bundestagswahl 2021 gewählt haben, der Reputationsverlust deutlich spürbar ist: Rund jeder Zweite (50 Prozent) gibt in dieser Gruppe an, dass sich die Meinung zur FDP durch die D-Day-Affäre verschlechtert hat.

Das Bekanntwerden eines mehrseitigen Papiers aus der FDP-Zentrale mit genauen Planungen für einen Ausstieg aus der Ampel-Koalition, versehen mit militärischen Begriffen wie „D-Day“ und „offene Feldschlacht“, hatte vergangene Woche zum Rücktritt von Generalsekretär Bijan Djir-Sarai geführt.

Der frühere Bundesjustizminister Buschmann übernahm den Posten als Generalsekretär kommissarisch. Er muss noch von einem Parteitag bestätigt werden. Auch Bundesgeschäftsführer Carsten Reymann trat zurück. Er hatte Buschmann zufolge das Papier verfasst.

Lindner hat wiederholt erklärt, er habe das Papier nicht zur Kenntnis genommen. Der FDP-Chef sprach davon, dass „schmerzhafte personelle Konsequenzen“ gezogen worden seien. Dass die Fehler passiert seien, „bedauern wir sehr, weil dadurch die Lauterkeit unserer Motive von unseren politischen Gegnern infrage gestellt werden konnten“.

Die Verwerfungen, die die „D-Day“-Affäre in der Partei hinterlassen hat, werden der Umfrage zufolge auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen: Knapp zwei von drei Deutschen (63 Prozent) sagen, dass die FDP gespalten sei. Die Deutschen nehmen alle anderen Parteien als weniger gespalten wahr – selbst die SPD (56 Prozent), die öffentlich darüber diskutiert hat, mit welchem Kanzlerkandidaten sie ins Rennen gehen soll.

Auch die anderen Parteien wirken auf die Befragten geeinter: Linke: 48 Prozent, Grüne: 47 Prozent, AfD: 30 Prozent, BSW: 28 Prozent sowie CDU/CSU: 26 Prozent.

Mehr als jeder zweite Befragte findet zudem die Entscheidung des bisherigen FDP-Generalsekretärs Djir-Sarai zurückzutreten, (eher) richtig (56 Prozent). Unter Wählerinnen und Wählern der anderen beiden Ampel-Parteien SPD (65 Prozent) und Grüne (70 Prozent) ist diese Meinung besonders stark vertreten.

Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würden der Umfrage zufolge vier Prozent die Liberalen wählen, das ist ein Prozentpunkt weniger als im November. Aktuell würde die Partei damit an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Das gilt auch für die Linke, die wie im Vormonat drei Prozent der Stimmen erhalten und den Wiedereinzug in den Bundestag verpassen würde.

Union mit Merz verliert drei Prozentpunkte

30 Prozent der Befragten geben an, sie würden CDU/CSU mit dem Kanzlerkandidaten und Partei-Chef Friedrich Merz wählen. Das ist ein Minus von drei Prozentpunkten im Vergleich zum November. Die SPD um Kanzler Olaf Scholz könnte sich um drei Prozentpunkte verbessern und käme auf 18 Prozent. Die Grünen landen aktuell bei 13 Prozent (+1).

Die AfD steht unverändert bei 19 Prozent und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erreicht erneut sieben Prozent Zustimmung.

Wahlumfragen sind generell immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten.

Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen des Wahlausgangs.

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