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Verfassungsschutz-Präsident Thomas Haldenwang lässt die Spionageabwehr des eigenen Hause im Kalten Krieg von Historikern untersuchen.

© Oliver Berg/dpa/AFP

Wissenschaftliche Vergangenheitsbewältigung: Forscher untersuchen Spionageabwehr des Verfassungsschutzes

Bochumer Historiker untersuchen die Arbeit des Verfassungsschutzes während des Kalten Krieges und die Verbindungen zur Stasi.

Nach der Erforschung der Gründungszeit lässt das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) nun die Arbeit seiner Spionageabwehr während des Kalten Krieges wissenschaftlich untersuchen. Bis Juli 2021 soll die „Abwehrarbeit gegen Spionageaktivitäten“ zwischen 1950 und 1990 erforscht werden, wie der Inlandsgeheimdienst am Mittwoch mitteilte. „Damit leistet das neue Geschichtsprojekt einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Rolle der Nachrichtendienste in der deutschen Zeitgeschichte“, sagte Verfassungsschutz-Präsident Thomas Haldenwang.

Konkret soll etwa die Abwehr der Spionage durch das Ministerium für Staatssicherheit der DDR im Mittelpunkt der Untersuchung stehen. Für die Forscher stünden Quellen zur Verfügung, „die oft noch als Verschlusssachen deklariert sind und nicht zeitnah öffentlich gemacht werden können“, sagte der zuständige Historiker Michael Wala laut Mitteilung. Die Untersuchungen werden von Wissenschaftlern der Ruhr-Universität Bochum durchgeführt. Sie erforschten bereits zwischen 2011 und 2015 die Gründungszeit der Behörde und Bezüge früherer Mitarbeiter zum Nationalsozialismus.

Eines der wichtigsten Ergebnisse der damaligen Untersuchung lautete: Im BfV waren offenbar weniger Alt-Nazis beschäftigt als in anderen Bundesbehörden. Laut der verfügbaren Quellen betrug ihr Anteil unter den BfV-Mitarbeitern etwa 13 Prozent, im Vergleich zu rund einem Drittel in vergleichbaren Institutionen. „Die Alliierten wollten einen klaren Bruch. Eine neue Gestapo sollte es nicht geben“, sagt Michael Wala, einer der beiden Forscher. Bis zur Reinigungskraft seien alle Mitarbeiter überprüft worden.

Das neue Forschungsprojekt hat bereits am Freitag begonnen und soll 30 Monate andauern. Nach der Hälfte sei mit ersten Ergebnissen zu rechnen. Der Abschlussbericht soll veröffentlicht werden. dpa

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