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Frankreich: Villepin kokettiert mit Karriereende

Frankreichs Premier Dominique de Villepin sieht für sich offenbar keine politische Zukunft mehr. In einem Jahr, so sagte er beim Besuch eines Kindergartens, würde er mit "größtem Vergnüngen" Kleinkinder betreuen.

Rungis - Der französische Premierminister Dominique de Villepin hat seine politische Zukunft offenbar abgeschrieben: Beim Besuch eines Kindergartens in Rungis bei Paris zeigte Villepin unverhohlenes Interesse an einem neuen Job als Kleinkindbetreuer, als ihm eine Mutter ihre Schwierigkeiten erklärte, einen Betreuungsplatz für ihre Kind zu bekommen. "Und in einem Jahr?", fragte die Dame. "Was mache ich dann? Soll ich es ihnen bringen?" - "Glauben Sie mir", erwiderte Villepin, "in einem Jahr werde ich nicht sonderlich beschäftigt sein. Mit größtem Vernügen."

Von Journalisten befragt, ob das ein Scherz war, sagte Villepin: "Niemand kann die Zukunft vorhersagen. Aber was ich heute gesehen habe - diese Mütter, diese Kinder -, ja, das macht mir auf jeden Fall Lust, mir Zeit zu nehmen, um mich um die wahren Dinge und das wahre Leben zu kümmern." Villepin hatte noch bis vor einem Jahr als möglicher Anwärter für die Präsidentschaftskandidatur der konservativen Regierungspartei UMP gegolten und war Ende 2005 auf Umfragewerte von rund 50 Prozent gekommen. Mit seinem hartnäckigen Festhalten an der Lockerung des Kündigungsschutzes stürzten seine Popularitätswerte jedoch im Frühjahr ins Bodenlose.

Favorit für die UMP-Kandidatur ist inzwischen Villepin-Rivale und Innenminister Nicolas Sarkozy, unter dem der Premier wohl kaum ein neues Regierungsamt erhalten würde. Villepin hatte sich schon Mitte November skeptisch zu seiner Zukunft in der Politik geäußert. Beim Besuch der Universität Lille hatte der frühere Außenminister auf die Frage von Studenten, wie er seine Zukunft nach den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im kommenden Jahr sehe, geantwortet: "Wenn Sie mich nach meinem größten Wunsch fragen, einem großen Glück, dann wäre es, Ihnen einen Kurs in internationalen Beziehungen zu geben." (tso/AFP)

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