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Fremdenfeindlichkeit: Forscher: Merkel beklagt zu Recht "bürgerlichen Antisemitismus"

Wolfgang Benz, Leiter des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung, warnt davor, den "stillschweigenden Antisemitismus" in Deutschland zu ignorieren.

Bundeskanzlerin Angela Merkel habe kürzlich zu Recht die Aufmerksamkeit auf den "bürgerlichen Antisemitismus" gelenkt, sagte Benz dem Tagesspiegel im Interview. Diesen Antisemitismus, "der sich nicht sprachlich artikuliert", dürfe man angesichts des Radau-Antisemitismus der Rechtsradikalen nicht aus dem Blick verlieren. Benz warnte gleichzeitig vor Überreaktionen auf Umfragewerte zum Antisemitismus.

Wenn ein Meinungsforschungsinstitut feststelle, dass bei 20 Prozent der Deutschen Ressentiments gegenüber Juden bestehen, "dann heißt das nicht, die wollen jetzt die Juden verjagen oder sie sind in der Wolle gefärbte Neonazis", so Benz. Sie reagierten lediglich "auf Fragen, die manchmal auch suggestiv sein können". "Mit einem gewissen Prozentsatz von Leuten, die Vorbehalte gegen Minderheiten und insbesondere gegenüber der Minderheit der Juden haben, müssen wir leben", sagte Benz. Das Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin begeht in diesen Tagen sein 25. Gründungsjubiläum.

Zum 75. Jahrestag der Machtübernahme Adolf Hitlers am 30. Januar 1933 gibt es eine neue Debatte um den Antisemitismus. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte kürzlich einen "bürgerlichen Antisemitismus" und eine "gewisse Sprachlosigkeit" gegenüber modernen Formen der Judenfeindschaft festgestellt. Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden, hatte beklagt, dass Neonazis Überfremdungsängste schürten und sich auch im linken Spektrum antisemitische Ressentiments breitmachten. (Tsp)

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