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Friedensnobelpreis: Al Gore: "Wir haben einen globalen Notfall"

Al Gore, früherer Vize-Präsident der USA und Umweltschützer, hat in Oslo eine flammende Rede zum Klimaschutz gehalten. Darin mahnte er eindringlich das Engagement für die Erde an.

Der frühere US-Vizepräsident Al Gore hat bei der Verleihung des Friedensnobelpreises zu einer Mobilisierung gegen den Klimawandel aufgefordert, wie man sie bisher nur von Kriegen kenne. Gore sagte gestern in Oslo bei der Entgegennahme des Preises, den er mit dem UN-Klimarat teilt: "Wir Menschen haben es mit einem globalen Notfall zu tun. Die Erde hat jetzt Fieber. Und das Fieber steigt.“ Der indische Chef des Weltklimarates, Rajendra Pachauri, erklärte, die Eindämmung der globalen Erwärmung sei die "vielleicht entscheidende Sicherheitsfrage unserer Zeit“.

Das norwegische Nobelkomitee begründete die Vergabe des Preises an den 59-jährigen US-Politiker und den 1988 gegründeten Weltklimarat mit deren erfolgreichen Bemühungen zur "Ausbreitung von größerem Wissen um die von Menschen verursachten Klimaänderungen“. Gore sagte in seiner Dankesrede in Anwesenheit von Norwegens König Harald V.: "Wir müssen schnell einen Weg finden, um unsere globale Zivilisation zu mobilisieren.“ Dies müsse mit der Dringlichkeit geschehen, wie es bisher nur geschah, "wenn Nationen für einen Krieg mobilisiert haben“. Gore erinnerte an den Zweiten Weltkrieg, bei dem eine frühere Generation "mit dem Sieg über den Faschismus die moralische Autorität zur Lösung der damaligen Krise gefunden hat“.

Die derzeitige Klimakonferenz in Bali müsse einen "visionären Vertrag“ bringen, dessen Ergebnis spätestens Anfang 2010 ratifiziert und in Kraft treten müsse. Für den weiteren Prozess im Kampf gegen die Treibhausgase setzte sich Gore für vierteljährliche, weltweite Gipfeltreffen aller Staats- und Regierungschefs ein, bis das Abkommen verwirklicht sei. Gore verlangte auch ein komplettes Verbot für neue Kohlekraftwerke, sofern diese ihren CO2-Ausstoß nicht komplett unterirdisch lagern könnten. Nach dem Vorbild der EU müssten auch die USA und China einen "Preis für die CO2-Verschmutzung“ durch den Handel mit Emissionsquoten bestimmen.

Pachauri verwies in seiner Dankesrede für den Klimarat mehrfach auf den engen Zusammenhang zwischen Klimawandel und Friedenssicherung. Vor allem in Afrika und dicht besiedelten Gebieten Asiens würde eine deutliche Erwärmung des Klimas zu Instabilität und unkontrollierbaren Konflikten führen. "Trotzdem hat die Menschheit alle Möglichkeiten, dieser Bedrohung zu begegnen“, sagte Pachauri. Er hatte zuvor 2015 als das Jahr genannt, in dem aus wissenschaftlicher Sicht spätestens eine Verminderung der globalen Treibhausgas-Emissionen erreicht sein müsse.

Der Friedensnobelpreis ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen (1,1 Millionen Euro) dotiert. 2006 wurde der Bankier Mohammed Yunus (67) aus Bangladesch für seine Mikrokredite zur Armutsbekämpfung ausgezeichnet. (liv/dpa)

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