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Politik: Fünf Schüsse in der U-Bahn

Die Londoner Polizei tötet einen Terrorverdächtigen / Britische Muslime fordern Erklärung

Die ersten Todesschüsse in Londons „Krieg gegen den Terror“ haben den Londonern dramatisch vor Augen geführt, wie ernst die Bedrohung ist. Einen Tag nach vier gescheiterten Terroranschlägen erinnerten Szenen in der U-Bahn-Station Stockwell an einen amerikanischen Action-Film und lösten Panik und Entsetzen aus. Seit den neuerlichen vier Detonationen vom Donnerstag – die allerdings keine Opfer forderten – herrscht in London höchste Alarmstufe. Die Polizei geht davon aus, dass potenzielle Selbstmordbomber in der Stadt sind. Eine  umfassende Jagd nach den Tätern hat begonnen. Fotos von vierVerdächtigen wurden veröffentlicht.

Augenzeugen des Vorfalls in Stockwell berichteten, dass ein dunkelhäutiger Mann in Baseballkappe und mit einer „dicken Jacke“ in dem Bahnhof von einem halben Dutzend bewaffneter Polizisten in Schusswesten verfolgt wurde. Der Mann rannte die Rolltreppe hinunter und wurde, als er in eine U-Bahn springen wollte, von den Verfolgern zu Boden geworfen. „Ich sah, wie ein Polizist seine Pistole fünfmal auf den Mann abfeuerte“, berichtete Augenzeuge Mark Whitby der BBC. „Ich sah, wie sie ihn töteten.“ Eine andere Augenzeugin berichtete, der Mann habe „wie ein Kaninchen ausgesehen, das in die Enge getrieben wurde“. Die Polizei bestätigte den Vorfall zunächst nur knapp: „Ein Mann wurde von der Polizei gestoppt und dann erschossen. Er wurde am Ort des Geschehens für tot erklärt.“ Berichten zufolge hatte er keinen Rucksack bei sich. Augenzeugen sprachen von einem „Gürtel, an dem Drähte heraushingen“. Unklar blieb zunächst, ob die Polizei an dem Toten Sprengstoff fand. Der Einsatz am Morgen habe eine „direkte Verbindung mit dem laufenden und ausgeweiteten Anti-Terror-Einsatz“, sagte Polizeichef Ian Blair später. Der Mann habe auf Warnungen nicht reagiert. Der britische Muslimrat forderte eine Erklärung.

Die Anschläge vom Donnerstag waren glimpflich verlaufen, weil nur die Zünder, aber nicht die Sprengsätze explodierten. Aus Polizeikreisen hieß es, die Bomben seien von der gleichen Bauart gewesen wie diejenigen, die am 7. Juli in London mindestens 55 Menschen töteten. Der Sprengstoff sei jedoch zu alt und deshalb wirkungslos gewesen.

Bei den Freitagsgebeten in den Moscheen wurde die von 500 Imams und Geistlichen unterzeichnete „Fatwa“ gegen Selbstmordbomber verlesen. Solche Anschläge seien Muslimen „absolut verboten“. Doch laut einer Umfrage von Sky News glauben fünf Prozent der britischen Muslime, dass Selbstmordanschläge durch den Koran gerechtfertigt seien.

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