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Politik: Fusion perfekt: Bayer kauft Mercks Schering-Aktien

Kosten pro Anteil steigen von 86 auf 89 Euro Betriebsrat erleichtert – sorgt sich aber um Jobs

Berlin - Bayer hat den Übernahmekampf um Schering doch noch für sich entschieden, muss dafür aber sehr viel mehr Geld bezahlen, als geplant. Wenige Stunden vor dem Ablauf der Übernahmefrist um Mitternacht einigten sich Bayer und der Darmstädter Pharmakonzern Merck auf einen Verkaufspreis von 89 Euro je Schering-Aktie, wie beide Unternehmen am Mittwochnachmittag mitteilten. Damit ist der Weg für die Übernahme des Berliner Pharmakonzerns Schering frei. Eine geplante Klage gegen Merck zog der Bayer-Konzern daraufhin zurück.

Schering-Vorstandschef Hubertus Erlen zeigte sich zufrieden. „Das ist eine gute Entscheidung – für unser Geschäft, für die Beschäftigten und auch für Berlin“, sagte er dem Tagesspiegel. Er gehe davon aus, dass die Übernahme jetzt zügig zum Abschluss gebracht werden könne. IHK-Präsident Eric Schweitzer und Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf begrüßten die Entscheidung. „Es ist gut, dass sich letzten Endes die Vernunft und das bessere unternehmerische Konzept durchgesetzt haben“, sagte Wolf.

Mit der Einigung zwischen Merck und Bayer ist der tagelange Übernahmepoker um Schering beendet. Bayer hatte 86 Euro je Schering-Aktie geboten und sich das Ziel gesteckt, bis gestern, 24 Uhr, mindestens 75 Prozent der Anteile zu sichern. Da Merck seit einigen Tagen massiv Schering-Aktien aufgekauft hatte, sah es noch am frühen Nachmittag so aus, als würde der Versuch scheitern. Bayer selbst hatte am Morgen bereits einen zweiten Übernahmeanlauf angekündigt.

Nach der Einigung erhält Merck für seinen 22-Prozent-Anteil an Schering insgesamt 3,7 Milliarden Euro – 89 Euro je Aktie. Bayer muss jetzt allerdings auch allen anderen Aktionären diesen Preis zahlen, das schreibt das Übernahmegesetz vor. Die Übernahme wird für Bayer damit bis zu eine halbe Milliarde Euro teurer.

Trotzdem reagierte die Börse erleichtert. Der Kurs der Bayer-Aktie schnellte bis zum Handelsschluss um knapp sieben Prozent nach oben, Schering-Papiere legten um zwei Prozent zu. „Das ist eine gute Nachricht für Bayer“, sagte Pharmaanalyst Ludger Mues vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Der Aufpreis könne mit Synergien nach der Übernahme aufgefangen werden. Auch Norbert Bart von der DZ Bank bezeichnete den Preis als „insgesamt hinnehmbar“. Es sei allerdings nicht auszuschließen, dass Bayer weitere Zugeständnisse an Merck machen müsse. Merck und Bayer sind nach eigener Mitteilung übereingekommen, dass „bereits laufende und weitere Kooperationsmöglichkeiten“ geprüft werden. Was das sein könnte, erläuterten sie nicht.

Der Schering-Betriebsrat zeigte sich erleichtert. „Ich gehe davon aus, dass die Übernahme jetzt klappt, und Schering nicht mehr zerschlagen wird“, sagte Betriebsratschef Norbert Deutschmann dem Tagesspiegel. Besorgt zeigte er sich aber wegen der steigenden Finanzierungskosten für die Übernahme. „Wir haben die Sorge, dass jetzt der Druck in Richtung Abbau von Arbeitsplätzen größer wird.“

Auch die Kleinaktionäre können mit der Einigung gut leben. „Ihre Aktien sind zum Schluss noch ein wenig wertvoller geworden“, sagte Markus Straub, Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Und was noch wichtiger sei: „Nun drohen keine weiteren Komplikationen, keine Zerschlagung.“

Maren Peters, Daniel Rhée-Piening

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