zum Hauptinhalt

Politik: Ganz normale Kameraden

"An der Uniformjacke fehlen die Brusttaschen, um Orden und Auszeichnungen richtig anzuheften, und die Kampfstiefel sind der Anatomie des weiblichen Fußes nicht angepasst." Die Mängelliste war lang, die Stabsunteroffizierin Martina Rath am Donnerstag Verteidigungsminister Rudolf Scharping vorlegte.

"An der Uniformjacke fehlen die Brusttaschen, um Orden und Auszeichnungen richtig anzuheften, und die Kampfstiefel sind der Anatomie des weiblichen Fußes nicht angepasst." Die Mängelliste war lang, die Stabsunteroffizierin Martina Rath am Donnerstag Verteidigungsminister Rudolf Scharping vorlegte. Besonders ungeeignet sei die Sporthose, erläuterte Rath dem Sozialdemokraten: "Die ist zu kurz. Wenn man sich bückt, ist alles aus."

50 Soldatinnen hatte Scharping ins Verteidigungsministerium eingeladen, um sich ihre Erfahrungen anzuhören. Seit einem Jahr stehen Frauen bei der Bundeswehr alle Laufbahnen offen. 2000 Frauen haben seitdem ihren Dienst aufgenommen. Nur 20 von ihnen haben die Bundeswehr nach dem Dienstantritt wieder verlassen.

Das Ergebnis des Treffens im Berliner Bendlerblock: Das Eindringen der Frauen in die Männerdomäne war viel unkomplizierter, als es die Planungsstäbe erwartet hatten. "Sobald mein Chef gemerkt hat, dass ich auch ein Mensch bin, hat er mich ganz normal behandelt", sagte eine Unteroffizierin. Viele Vorgesetzte seien am Anfang besonders vorsichtig mit den "Soldaten, weiblich" umgegangen. Das habe sich inzwischen aber gegeben, berichteten die Soldatinnen. Wenn man gelegentliche Macho-Sprüche überhöre oder kontere, würden sie wie ganz normale Kameraden behandelt.

Die Uniformwünsche der Frauen will der oberste Soldat der Bundeswehr, Generalinspekteur Harald Kujat, demnächst bei der Überarbeitung der Dienstvorschriften berücksichtigen. So könnten Frauen bei der Ausgehuniform wohl künftig zwischen Rock und Hose wählen. Andere Probleme von Frauen und Männern bei der Bundeswehr will die Spitze des Verteidigungsministeriums in der kommenden Woche bei einer Klausurtagung besprechen. Dabei soll es dann unter anderem um eine flächendeckende Familienbetreuung, den Umgang mit schwangeren Zeitsoldaten und bessere Angebote für Mütter und Väter aus der Bundeswehr gehen.

Dass die Soldatinnen künftig in einer reinen Berufsarmee dienen könnten, schloss Scharping kategorisch aus. Die Frage, ob er wie der Grünen-Fraktionschef Rezzo Schlauch für die Abschaffung der Wehrpflicht sei, beantwortete er schlicht mit "nein".

Sascha Klettke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false