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Ein Großteil der Gewalt entlud sich nach dem Ende der Gay Pride Parade.

© dpa

Gay Pride Parade: Ausschreitungen nach Umzug von Homosexuellen in Belgrad

Am Rande einer Schwulenparade ist es in der serbischen Hauptstadt Belgrad zu massiven Ausschreitungen von Rechtsextremen gekommen. Mehr als 120 Menschen wurden verletzt. Die Polizei nahm mehr als 100 Personen fest.

Die Polizei ging am Sonntag mit Tränengas gegen vermummte Demonstranten vor, die Steine und Molotow-Cocktails auf die Sicherheitskräfte der bunten Parade warfen. Die serbische Regierung verurteilte die "Hooligan-Gewalt" und kündigte ein hartes Vorgehen gegen die Unruhestifter an.

Ein Großteil der Gewalt entlud sich nach dem Ende der streng abgesicherten Gay Pride Parade, an der sich rund 1000 Homosexuelle beteiligten. Zunächst hatten einige Demonstranten versucht, die Polizeiabsperrungen zu durchbrechen. Sie wurden von den Sicherheitskräften jedoch zurückgehalten. Die Polizei setzte Tränengas ein und brachte mehrere gepanzerte Fahrzeuge in Stellung, um die Parade zu schützen.

Eine Gruppe von Randalierern verwüstete die Zentrale der Demokratischen Partei (DS) von Präsident Boris Tadic, der den Marsch befürwortet hatte. In dem Gebäude entstand ein Feuer, das aber schnell unter Kontrolle gebracht werden konnte. Auf den Sitz der Sozialistischen Partei wurden Steine geschleudert. In der Zentrale des Staatssenders RTS gingen mehrere Fenster zu Bruch. Einige Randalierer brachen in Läden ein.

Mehr als 120 Menschen, zumeist Sicherheitskräfte, wurden laut Gesundheitsministerium verletzt. Die Polizei nahm mehr als 100 Menschen fest. Belgrads Bürgermeister Dragan Djias erklärte, die Aufräumarbeiten nach den Verwüstungen würden rund eine Million Euro kosten.

Schon am Samstag hatte es Proteste gegen die Gay Pride gegeben. Unter dem Motto "Verteidigung der Familie" zogen zwischen 5000 und 10.000 Menschen durch die Straßen der serbischen Hauptstadt. Zu der Demonstration hatte die ultranationalistische Organisation Dveri aufgerufen.

Die Gay Pride am Sonntag war die erste derartige Veranstaltung in Belgrad seit 2001. Die damals erste Schwulenparade in Serbien wurde von Rechtsradikalen so massiv gestört, dass sie abgebrochen werden musste. Im vergangenen Jahr wurde die Parade kurzfristig abgesagt, nachdem die Regierung erklärt hatte, sie könne die Sicherheit der Teilnehmer nicht gewährleisten.

In der serbischen Gesellschaft ist Schwulenfeindlichkeit immer noch tief verankert. Homosexuelle müssen dort mit Ausgrenzung rechen. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hatte die Parade vom Sonntag deshalb zu einem Test für die "Reife der serbischen Demokratie" erklärt.

Präsident Tadic erklärte, sein Land werde die Einhaltung der Menschenrechte für alle Bürger sicherstellen und dulde keine Gewalt, mit der einigen Menschen diese Freiheit abgesprochen werden solle. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft kündigte an, die "höchstmöglichen" Strafen für die Unruhestifter beantragen zu wollen. (AFP)

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