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Gedenktag: Hunderte Srebrenica-Opfer beigesetzt

Zum elften Jahrestag des Massakers von Srebrenica sind bei einer feierlichen Zeremonie hunderte Opfer beigesetzt worden. Bosnische Serben hatten 1995 fast 8000 moslemische Jungen und Männer ermordet.

Srebrenica - Rund 40.000 Menschen, darunter viele Überlebende und Angehörige der Toten, versammelten sich am Dienstag auf dem Gedenkfriedhof Potocari. Auf dem Gelände vor den Toren Srebrenicas sind bereits rund 2000 der insgesamt etwa 8000 Opfer des Massakers begraben. In Anwesenheit der Chefanklägerin des UN-Tribunals in Den Haag, Carla Del Ponte, wurden nun weitere 505 Menschen bestattet. Bosnische Serben hatten im Juli 1995 fast 8000 moslemische Jungen und Männer in der ostbosnischen Stadt ermordet.

Die Überreste der am Dienstag bestatteten Toten waren seit 1995 in verschiedenen Massengräbern gefunden worden. Bis heute sind rund 6000 Opfer aus 60 Massengräbern in der Umgebung von Srebrenica exhumiert worden. Inzwischen konnten insgesamt 2500 Tote per DNA-Analyse identifiziert werden. Die Überreste weiterer Opfer befinden sich noch in etwa 3500 Säcken in einer Leichenhalle und warten auf ihre Identifizierung. Zunächst waren die Toten des Massakers in rund einem dutzend Massengräbern verscharrt worden. Später aber brachten die bosnischen Serben sie an abgelegenere Stellen, um das Massaker zu vertuschen.

Rund tausend Teilnehmer der Gedenkfeier kamen zu Fuß in Srebrenica an. Sie waren dem Weg gefolgt, den rund zehntausend Männer aus Srebrenica auf der Flucht aus der Stadt nahmen. Sie versuchten damals, über die umliegenden Berge das serbisch kontrollierte Gebiet zu verlassen und in die Stadt Tuzla zu gelangen. Dabei wurden sie von den serbischen Einheiten mit Granatwerfern und Maschinengewehren unter Feuer genommen. Nur rund ein Drittel der Männer erreichte ihr Ziel. Die anderen fielen in serbische Hände und wurden getötet.

Srebrenica war im April 1993 zur UN-Schutzzone erklärt worden. Am 11. Juli 1995 fiel das Gebiet jedoch in die Hände der bosnisch-serbischen Truppen. Sie trennten unter Duldung der niederländischen Blauhelmsoldaten die Männer im kampffähigen Alter und zahlreiche Jungen vom Rest der Bevölkerung. Die rund 8000 Männer und Heranwachsenden wurden binnen weniger Tage umgebracht. Das Massaker während des Bosnienkriegs (1992-1995) wurde vom UN-Kriegsverbrechertribunal als Völkermord eingestuft und gilt als schlimmstes Kriegsverbrechen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg.

Bisher wurden vor dem UN-Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag nur sechs Menschen wegen der dortigen Verbrechen verurteilt. Die ehemaligen Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic und Ratko Mladic, sind weiter auf der Flucht. (tso/AFP)

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