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Gedenktag: Verantwortlicher für Massaker Gast bei Adenauer-Stiftung?

Der vergangene Donnerstag war der internationale „Tag der Landlosen“. Damit soll vor allem der Opfer eines Massakers gedacht werden, das 1996 an Landlosen im brasilianischen Bundesstaat Pará verübt worden ist.

Fast genau zwölf Jahre nach dem Massaker ist nun ausgerechnet einer der Verantwortlichen zu Gast in Berlin. Am 24. und 25 April veranstaltet die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung in der deutschen Hauptstadt das IX. Deutsch-Brasilianische Symposium zum Thema „Innere Sicherheit und Demokratische Gesellschaft in Deutschland und Brasilien“. Als Referent eingeladen ist der Präsident des Brasilianischen Forums für innere Sicherheit, Paulo Sette Câmara. Er wird am 24. April zum Thema „Kriminalität und Gewalt als Herausforderungen für die Demokratie in Brasilien“ referieren.

Auf diesem Gebiet ist Sette Câmara Experte – 1996 war er Staatssekretär für öffentliche Sicherheit des brasilianischen Bundesstaates Pará. Die „innere Sicherheit“ sah er gefährdet, als Angehörige landloser Familien im Rahmen ihres „Marsches für eine Agrarreform“ die Bundesstraße PA-150 nahe der Stadt Eldorado dos Carajás besetzten. Am 17. April 1996 räumte die Polizei die Straße mit größter Brutalität: 19 Landarbeiter wurden erschossen, 81 Menschen wurden verletzt, 12 davon Polizisten. Den Befehl, die blockierte Bundesstraße „unter Anwendung notwendiger Mittel, inklusive Schusswaffengebrauch“ zu räumen, hatte Sette Câmara erteilt – das zumindest behaupten Organisationen wie das Berliner „Forschungs- und Dokumentationsszentrum Chile-Lateinamerika“.

Verurteilt wurden weder Sette Câmara noch der damals zuständige Gouverneur von Pará, Amir Gabriel. Lediglich die beiden verantwortlichen Polizeioffiziere erhielten hohe Haftstrafen, haben aber Widerspruch gegen die Urteile eingelegt und befinden sich weiterhin auf freiem Fuß. Bei der Konrad-Adenauer-Stiftung gilt demnach die Unschuldsvermutung. 

Darius Ossami

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