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Geiselnahme im Irak: Entführer fordern deutschen Truppenabzug

Die Geiselnehmer der beiden im Irak entführten Deutschen haben Berlin ein Ultimatum gestellt: Die Bundesrepublik müsse innerhalb von zehn Tagen mit dem Abzug ihrer Truppen in Afghanistan beginnen.

Berlin/Bagdad - Sonst würden die Geiseln getötet, drohten die bewaffneten und maskierten Entführer in einer im Internet veröffentlichen Videobotschaft. Das Video zeigt die entführte Frau und ihren erwachsenen Sohn. Unter Tränen appelliert die Frau an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), auf die Forderungen der Entführer einzugehen. "Ich bitte Sie, helfen Sie uns", sagt sie. "Sie werden uns umbringen." Sie fügte hinzu: "Wir sind doch auch Deutsche." Zu sehen ist auch der deutsche Reisepass der Frau, wobei der Name der Entführten zu erkennen ist.

Die im Umland von Berlin geborene etwa 60-jährige Frau und ihr Sohn waren am 6. Februar in Bagdad verschleppt worden. Beide leben bereits seit vielen Jahren im Irak. Die Frau ist Medienberichten zufolge mit einem irakischen Arzt verheiratet. Der Sohn soll im irakischen Außenministerium tätig gewesen sein. Nach Angaben von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) werten Spezialisten des Krisenstabs im Auswärtigen Amt das Bildmaterial derzeit aus. Nach einer ersten Bewertung werde die Analyse des Materials nun verfeinert, sagte Steinmeier in Berlin. Weitere Einzelheiten könne er öffentlich jedoch nicht diskutieren. Die veröffentlichten Bilder nannte er ein "erschütterndes Dokument".

Steinmeier versichert vollen Einsatz

Der Außenminister betonte, der Krisenstab sei seit viereinhalb Wochen dabei, eine Aufklärung des Falles herbeizuführen und die beiden Staatsbürger frei zu bekommen. Steinmeier versicherte: "Wir werden nichts unversucht lassen, die beiden entführten Deutschen wieder gesund zu ihren Familien zu bringen." Den Angehörigen drückte er sein Mitgefühl aus. Nach Informationen der "Bild am Sonntag" lehnt die Bundesregierung die Forderungen der Entführer trotz der Morddrohung kategorisch ab. Es werde keinen Abzug deutscher Truppen aus Afghanistan geben, berichtet das Blatt unter Berufung auf Berliner Regierungskreise. Sicherheitsexperten werteten das Ultimatum laut Bericht als Drohkulisse für eine spätere Lösegeldforderung.

Die Entführer im Irak seien offenbar enttäuscht vom geringen öffentlichen Echo ihrer Tat in Deutschland, hieß es weiter. Deshalb hätten sie jetzt das Video mit den flehenden Geiseln angefertigt. Derzeit sind in Afghanistan etwa 3000 deutsche Soldaten im Einsatz. Im Irak waren in den vergangenen Jahren bereits mehrmals Deutsche entführt worden. Vor gut einem Jahr wurden die Leipziger Ingenieure René Bräunlich und Thomas Nitzschke verschleppt. Anfang Mai 2006 kamen sie wieder frei. Im November 2005 war die deutsche Archäologin Susanne Osthoff im Nordirak entführt und rund drei Wochen später freigelassen worden. In beiden Fällen wurde anschließend über Lösegeldzahlungen spekuliert.

Maliki warnt vor terroristischem Flächenbrand

Zum Auftakt der ersten internationalen Irak-Konferenz in Bagdad hat Regierungschef Nuri al Maliki vor einem terroristischen Flächenbrand in der Region gewarnt. "Der gleiche Terror, der den Irak bedroht, ist auch eine Gefahr für Nachbarstaaten wie Saudi-Arabien und unsere anderen Partner", sagte al Maliki in der irakischen Hauptstadt. Vor Beginn des Treffens, das nicht in der von US-Soldaten gesicherten "Grünen Zone", sondern im Außenministerium stattfand, kam es zu bilateralen Gesprächen zwischen den Leitern der einzelnen Delegationen. Der amerikanische Botschafter Zalmay Khalilzad sprach jedoch nicht mit dem iranischen Vize- Außenminister Abbas Arakschi.

In Anspielung auf die Spannungen zwischen den USA und dem Iran sagte al Maliki: "Der Irak ist kein Ort, an dem regionale oder internationale Meinungsverschiedenheiten ausgetragen werden sollen". Niemand solle offene Rechnungen begleichen. Die irakische Führung sei auf der anderen Seite aber jederzeit bereit, als Vermittler tätig zu werden. Washington wirft dem Iran und Syrien vor, Terrorgruppen und Milizen im Irak zu unterstützen. Teheran und Damaskus fordern einen Abzug der US-Truppen aus dem Irak. (tso/ddp/dpa)

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