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Politik: Genforschung: Von Kanzler und Kirche missverstanden?

Wolfgang Clement lächelte nur ganz vorsichtig. "Ja natürlich", antwortete er auf die Frage, ob er mit dem Bundeskanzler inzwischen über das Thema geredet hat, das ihm in den vergangenen Tagen so viele Schlagzeilen beschert hat.

Wolfgang Clement lächelte nur ganz vorsichtig. "Ja natürlich", antwortete er auf die Frage, ob er mit dem Bundeskanzler inzwischen über das Thema geredet hat, das ihm in den vergangenen Tagen so viele Schlagzeilen beschert hat. Und dann hob Clement zu einem kleinen Vortrag über die Chancen und Risiken der Gentechnik an, er begründete noch einmal, warum er den Import von embryonalen Stammzellen für einen eng kontrollierten Versuch der Universität Bonn für vertretbar hält.

Zum Thema Online Spezial: Die Debatte um die Gentechnik Dass der Kanzler über seinen Sprecher hat verbreiten lassen, er halte dessen Vorstoß aus Israel für "unglücklich", lässt Clement an sich abprallen. "Es ist falsch zu behaupten, ich hätte den Ethik-Rat unterlaufen", glaubt Clement, und genau das hat er Gerhard Schröder noch einmal erklärt. Natürlich sieht Clement inzwischen, dass er es seinen Kritikern leicht gemacht hat, seinen Standpunkt anzugreifen. Während die Abgeordneten des Bundestages ausführlich und mit großer Vorsicht über die Gentechnik debattierten, ließ Clement die Öffentlichkeit in der vergangenen Woche aus Haifa wissen, dass er ein bestimmtes Forschungsprojekt der Universität Bonn unterstützt und auch finanziell fördern will. Die Forscher wollen mit embryonalen Stammzellen aus Israel eine Reihe eng begrenzter Versuche machen und haben in dieser Sache von Clement moderierte Gespräche in Haifa geführt.

"Genau damit soll sich jetzt der Ethik-Rat und dann die Deutsche Forschungsgemeinschaft beschäftigen, hier wurde nichts präjudiziert", verteidigt sich Clement. Er hält den Vorwurf, hier würde eine Gesetzeslücke genutzt, für falsch: "Das sind keine Embryos, die da eingeführt werden sollen." Clement glaubt den Wissenschaftlern, die darauf hinweisen, dass es sich bei den Bonner Versuchen um streng kontrollierte Arbeiten mit embryonalen Zellen handelt, die niemals mehr in die menschliche Dimension hineinwachsen könnten.

"Ich will keine Züchtung, ich will keine Embryos töten", stellte Clement ausdrücklich klar, zumal er vom Kölner Erzbischof Meisner hart attackiert worden war. Meisner hatte gar davon gesprochen, Clements Vorgehen sei "ungeheuerlich" und der Düsseldorfer Ministerpräsident wolle "im Handstreich über die Tötung menschlichen Lebens" entscheiden. Diesen Vorwurf verstand Clement allerdings überhaupt nicht: "Ich halte das für ein Missverständnis". Schon in den vergangenen Tagen hatte Clement immer wieder darauf hingewiesen, dass er für diesen Forschungsbereich klar Grenzen zieht: "Therapeutisches Klonen, Eingriffe in die Keimbahn darf es genauso wenig geben, wie die Herstellung von Embryonen allein zum Zwecke ihrer Verwertung".

Clement glaubt im Übrigen, dass man die Forschung an staatlichen Instituten besser kontrollieren kann als in der freien Wirtschaft. Sein Einsatz für die mögliche Kooperation zwischen Haifa und Bonn hatte auch diesen Grund: "Bisher arbeiten die Bonner mit einem Institut in Amerika, dahinter steht ein privater Konzern, mir wäre das öffentliche Institut in Haifa lieber." Genau das hat er Gerhard Schröder nach seiner Rückkehr aus Israel auch noch einmal erklärt.

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