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Zeitungszeugen

© Repro: Tsp

Geschichte: Bayern verbietet Nazi-Hetzblätter in "Zeitungszeugen"

Erst vor einer Woche hatte das Projekt "Zeitungszeugen" mit großem Brimborium seine erste Ausgabe auf den Markt gebracht. Jetzt könnte schon wieder Schluss sein für den Verlag, der kommentierte Nachdrucke von Printmedien aus der Nazizeit veröffentlicht.

Das bayerische Finanzministerium hat als Inhaber der Rechte des früheren NS-Verlags Eher den Originalnachdruck von Nazi-Hetzblättern durch das Projekt "Zeitungszeugen" untersagt. Der ersten Edition sei ein kompletter Nachdruck einer Ausgabe der Goebbels-Zeitung "Der Angriff" von 1933 lose beigefügt, teilte das Ministerium am Freitag in München mit. Für die zweite Ausgabe im Rahmen des wissenschaftlichen Projekts sei der Faksimiledruck des ebenfalls im Eher-Verlag erschienen Nazi-Organs "Völkischer Beobachter" geplant. Das Ministerium forderte "Zeitungszeugen" auf, eine Unterlassungserklärung abzugeben und bereits im Umlauf befindliche Exemplare einzuziehen. Die Edition war vor gut einer Woche erstmals erschienen.

Die Eher-Verlagsrechte waren nach Ende des Zweiten Weltkriegs auf den Freistaat Bayern übergegangen. Damit wurde dessen Regierung auch die Verantwortung übertragen, die Verbreitung von NS-Propaganda zu unterbinden. Abdruckgenehmigungen für Gesamtwerke erteilte der Freistaat weder im In- noch im Ausland. Die Staatsregierung begründet dies auch mit dem Respekt gegenüber den Opfern des Holocaust.

Einblicke in die Zeit von 1933 bis 1945

"Zeitungszeugen" wird vom britischen Verlagshaus Albertas Limited herausgebracht. Ziel ist, mit kommentierten Nachdrucken von Zeitungen aus der Nazi-Herrschaft Einblicke in die Zeit von 1933 bis 1945 zu geben. Die erste Ausgabe dokumentiert und kommentiert die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933.

Der Freistaat Bayern hält auch die Rechte an Hitlers Hetzschrift "Mein Kampf" - allerdings nur noch bis zum Jahr 2015. Dann läuft - 70 Jahre nach Hitlers Selbstmord - der Urheberschutz für das Buch aus. Derzeit läuft eine Debatte um eine kritische Edition. Die Münchner Regierung lehnt eine wissenschaftlich kommentierte Ausgabe ab, etliche Wissenschaftler halten sie dagegen für geeignet, einer Mythenbildung entgegenzuwirken. (mpr/dpa)

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