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Politik: Geschirrtücher mit Hakenkreuzen

Polizei löst Ferienlager von Rechtsextremen auf.

Die Polizei hat in der Nähe der mecklenburg-vorpommerschen Gemeinde Hohen Sprenz im Kreis Güstrow ein Ferienlager des rechtsextremen Vereins Heimattreue Deutsche Jugend (HDJ) aufgelöst. In dem Camp seien 39 Mädchen und Jungen im Alter von 8 bis 14 Jahren gezielt mit nationalsozialistischen Inhalten konfrontiert worden, teilte die Polizei am Samstag im 20 Kilometer entfernt gelegenen Rostock mit.

Die Polizei hatte das auf einem Privatgelände errichtete Lager mit 14 Zelten bereits am Mittwoch nach Hinweisen aus der Bevölkerung ermittelt. Das Amtsgericht Güstrow erließ daraufhin am Donnerstag einen Durchsuchungsbeschluss und der Landkreis Güstrow am Freitag eine Anordnung zum sofortigen Vollzug. FDP und Die Linke forderten am Wochenende ein Verbot der rechtsextremen HDJ.

In dem Lager hätten 39 Kinder unter Anleitung von rund 50 Erwachsenen Verhaltensweisen und Lebensformen des Nationalsozialismus praktiziert, teilte die Polizei mit. Die Mädchen und Jungen seien uniform gekleidet gewesen. Die Verbreitung rechtsextremistischer Inhalte habe zum Tagesablauf des Camps gehört. Die Kinder seien mit nationalistischem Gedankengut „regelrecht beschult“ worden.

Zudem fand die Polizei Geschirrhandtücher, Schriftstücke, Liedtexte und Tagebücher mit Hakenkreuzen. Wegen der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen laufe ein Ermittlungsverfahren.

Die Auflösung des Zeltlagers verlief den Angaben der Polizei zufolge gewaltfrei. Trotz sichtlicher Verärgerung hätten die Teilnehmer nach Bekanntgabe der Verfügung das Zeltlager abgebrochen, hieß es vonseiten der Polizei. Die Kinder seien ihren Eltern übergeben worden.

Nach der Auflösung des Lagers forderte FDP-Landeschef Christian Ahrendt ein Verbot der HDJ. Die HDJ sei eine verfassungsfeindliche Organisation mit dem Ziel, rechtsextremen Nachwuchs auszubilden, sagte er. Daran bestehe nach diesem Lager kein Zweifel mehr. Die einzig richtige Antwort darauf sei die Umsetzung seines HDJ-Verbotsantrages im Bundestag, betonte Ahrendt. Linke-Landeschef Peter Ritter sagte, seine Partei teile die Auffassung der FDP zu einem Verbot der HDJ. Logischerweise müsste die FDP laut Ritter dann allerdings auch „ihre Verweigerungshaltung hinsichtlich eines erneuten NPD-Verbotsverfahrens aufgeben“. Die HDJ gehöre mittlerweile zu einer der wichtigsten Vorfeldorganisationen der NPD oder anderer rechtsextremer Gruppierungen.

Die HDJ ist aus dem in den 1950er Jahren gegründeten „Bund Heimattreuer Jugend“ hervorgegangen und hat sich 2001 als eigenständige Organisation mit Sitz im schleswig-holsteinischen Plön abgespaltet. Der Verein beschreibt sich als „aktive, volks- und heimattreue Jugendbewegung für alle deutschen Mädel und Jungen im Alter von 7 bis 25 Jahren“. Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes lehnt die HDJ die Verhältnisse in der Bundesrepublik in aggressiver Form ab. Die Gefährlichkeit ergebe sich aus der Jugendarbeit. Der Verein versuche, durch das Erscheinungsbild seiner Gruppen den Eindruck harmloser Pfadfinder zu erwecken.

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