zum Hauptinhalt

Gestürzter Machthaber abgetaucht: Gaddafi meldet sich aus dem Untergrund

Der langjährige libysche Machthaber hat sich erneut über das syrische Fernsehen zu Wort gemeldet. In der Telefonbotschaft gibt sich weiter kämpferisch. Gaddafis Aufenthaltsort ist weiter unklar.

Der gestürzte libysche Machthaber Muammar Gaddafi hat sich trotz des landesweiten Vormarschs der Rebellen siegessicher gezeigt. “Wir werden die Nato besiegen“, sagte er am Donnerstag in einem Anruf bei dem syrischen Sender Arrai TV. Nach Angaben des Senders kam der Anruf aus Libyen und wurde live gesendet. Die Jugend sei bereit, den Widerstand gegen die Rebellen zu eskalieren, sagte Gaddafi. Auch werde man “den Söldnern den Rest geben“.

Nach einem sechsmonatigen Bürgerkrieg halten Gaddafis Einheiten nur noch kleine Teile Libyens. Gaddafis Aufenthaltsort ist unbekannt. Sein Sprecher hat wiederholt erklärt, er halte sich weiter im Land auf. Zuletzt gab es aber auch Spekulationen, dass er sich in den Niger abgesetzt haben könnte.

Vor dem Hintergrund einer möglichen Flucht Gaddafis nach Westafrika haben die USA die Länder in der Region zur Wachsamkeit aufgerufen. Die Grenzen sollten gesichert und Mitglieder des Gaddafi-Regimes festgenommen werden, sagte US-Außenamtssprecherin Victoria Nuland am Mittwoch in Washington.

Die Regierung des Niger sieht sich jedoch außerstande, seine Grenze zum nördlichen Nachbarn Libyen dichtzumachen. „Wir haben keine Mittel, die Grenze zu schließen“, sagte Außenminister Mohamed Bazoum der britischen BBC.

Auch nach Angaben Bazoums hat Gaddafi die Grenze zum Niger weder überquert noch um eine Einreisegenehmigung gebeten. Er hoffe, dass Gaddafi gar nicht in sein Land komme. Noch sei aber keine Entscheidung getroffen worden, ob er andernfalls im Land bleiben dürfe oder an den auch vom Niger anerkannten Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag überstellt werde, sagte der Außenminister.

Die US-Regierung habe darüber hinaus Kontakt mit den Führungen in Mali, Mauretanien, dem Tschad und Burkina Faso aufgenommen. „Wir rufen all diese Länder auf, alles zur Sicherung ihrer Grenzen zu unternehmen, jedes Mitglied des Gaddafi-Regimes festzunehmen (...) und auch alle Güter, die tatsächlich dem libyschen Volk gehören könnten, zu konfiszieren“, sagte Nuland.

Angesichts der Flucht der Gaddafi-Getreuen in das südliche Nachbarland hatte der libysche Übergangsrat angekündigt, an diesem Donnerstag eine Delegation in den Niger zu entsenden, um über strengere Grenzkontrollen zu verhandeln.

Spekulationen arabischer Medien zufolge könnte Gaddafi versuchen, über den Niger Burkina Faso zu erreichen. Meldungen, wonach dem Despoten dort Unterschlupf angeboten worden sei, wurden laut BBC aber von der Regierung des westafrikanischen Landes zurückgewiesen.

Wo sich Gaddafi aufhält, ist weiter unklar. Am Mittwoch hatten ein Rebellensprecher dem Sender Libya TV gesagt, Kämpfer hätten ihn eingekreist. Er könne nicht mehr fliehen. Einzelheiten wurden aber nicht mitgeteilt. Der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira berichtete unter Berufung auf den Militärrat in Tripolis, es sei nur eine Frage der Zeit, bis der Despot gefangen genommen oder getötet werde. Dagegen sagte ein Sprecher des Übergangsrates in Bengasi der Nachrichtenagentur dpa, alle Berichte über ein mögliches Versteck Gaddafis seien Spekulation. „Wir wissen es nicht. Es sind alles nur Theorien“, sagte er. (rtr/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false