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Politik: Gesundheit: Ministerin will Arztwahl einschränken

Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) schließt nicht aus, dass es trotz der geplanten Einzelreformen der Regierung im Gesundheitssystem zu weiteren Beitragserhöhungen kommt. "Ich kann nicht sagen, wie sich die Beiträge entwickeln werden", sagte sie am Montag in Berlin.

Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) schließt nicht aus, dass es trotz der geplanten Einzelreformen der Regierung im Gesundheitssystem zu weiteren Beitragserhöhungen kommt. "Ich kann nicht sagen, wie sich die Beiträge entwickeln werden", sagte sie am Montag in Berlin. Um die teuren Versorgerkassen zu entlasten und die Beiträge stabil zu halten, will die Ministerin die geplanten speziellen Behandlungsprogramme für Schwerkranke und chronisch Kranke schneller einführen. "Trotzdem kann ich nicht vorhersagen, ob es nicht zwischendurch eine Delle in der Entwicklung gibt", sagte sie.

Unter Druck geraten die Beiträge auch durch die steigenden Ausgaben für Arzneimittel. Nach aktuellen Daten der Apotheken, über die das "Handelsblatt" in seiner heutigen Ausgabe berichtet, beschleunigte sich der Anstieg der Ausgaben im zweiten Quartal dieses Jahres mit 10,4 Prozent noch einmal gegenüber dem ersten Quartal mit 7,8 Prozent. Damit bestätigten sich Befürchtungen der Krankenkassen, dass der Verzicht der Gesundheitsministerin auf die Arzneimittel-Budgets zu steigenden Ausgaben und möglicherweise steigenden Beiträgen führt.

Ulla Schmidt bestätigte außerdem, dass sie mit der nächsten Gesundheitsreform Maßnahmen erwägt, den Gang zum Facharzt erst nach einem Besuch beim Hausarzt zuzulassen. Sie überlege, wie dieses Konzept "vom Hausarzt als Lotse umgesetzt werden kann", sagte sie. Die Ministerin berichtete, dass sie über Anreizsysteme nachdenkt, um die Patienten erst zum Hausarzt zu bringen. Denkbar sei zum Beispiel, dass dies mit niedrigeren Beiträgen oder mit geringeren Zuzahlungen belohnt werde.

Die geplanten speziellen Behandlungsprogramme für chronisch Kranke, das sogenannte Disease-Management, will die Ministerin schon im Sommer 2002, also ein halbes Jahr früher als geplant, einführen. In diese Programme können die Krankenkassen ihre Versicherten einschreiben lassen und erhalten über den Finanzausgleich Ausgleichszahlungen. Damit würden "für die Krankenkassen erstmals Anreize gesetzt, sich speziell um chronisch Kranke zu kümmern", sagte Schmidt.

Zuerst sollen Programme für Brustkrebs, Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen geschaffen werden. Der Kölner Gesundheitsökonom Karl Lauterbach schätzt, dass so bereits im kommenden Jahr rund 700 Millionen Mark zusätzlich zwischen den Kassen umverteilt werden. Neben einer besseren Behandlung der Kranken erhofft er sich langfristig auch eine Senkung der Kosten. So habe Deutschland zwar eines der teuersten Systeme in der Welt, bei der medizinischen Qualität gebe es dennoch erschreckende Mängel. Lauterbach widersprach der These, dass der medizinische Fortschritt und die wachsende Zahl älterer Menschen automatisch zu einer unbeherrschbaren Explosion der Kosten führen müssten. Wenn die Vorbeugung verbessert werde, sei auch der demographische Wandel verkraftbar. Die Bundesärztekammer wies das als "populär und dogmatisch, aber wenig aufschlussreich" zurück. Natürlich sei die Qualität der medizinischen Versorgung mit der Frage der Finanzierung verbunden.

Carsten Germis

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