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Cyclone Aid Starts To Trickle In To Burma

© Getty Images

Globaler Klimapakt?: Grün aus der Krise

Die Verlierer der Globalisierung in den armen Regionen des Südens trifft es sonst am härtesten.

Die Wissenschaftler des UN-Klimarats haben keinen Zweifel gelassen: Spätestens ab 2017 muss der Ausstoß von Treibhausgasen jedes Jahr und dauerhaft um mindestens fünf Prozent sinken. Andernfalls droht mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Klimawandel, der Milliarden Menschen mit Hunger, Durst und Überflutung bedroht und sich unaufhaltsam selbst beschleunigt, weil die mit der Erwärmung erzeugten Waldbrände und das Auftauen der Permafrostböden mehr zusätzliche Emissionen erzeugen, als die Menschheit einsparen kann.

Doch so sicher diese Prognose ist, so ungewiss ist, ob es gelingen kann, rechtzeitig einen globalen Vertrag zu schließen, der Staaten und Unternehmen auf die Abkehr von den fossilen Brennstoffen sowie den Schutz der verbliebenen Wälder verpflichtet. Denn die Klimadiplomaten stehen vor einer fast unlösbaren Gerechtigkeitsfrage: Einerseits ist unabweisbar, dass die alten Industriestaaten die Hauptverantwortung tragen, weil sie die Atmosphäre schon seit mehr als einem Jahrhundert als Deponie für ihre Abgase missbrauchen. Und noch immer sind allein die USA für fast ein Viertel der globalen CO2-Emissionen verantwortlich, Indien dagegen nur für vier Prozent – trotz der vierfachen Einwohnerzahl. Und auch das viel gescholtene China erreicht pro Kopf gerechnet gerade mal ein Siebtel des amerikanischen Ausstoßes an Treibhausgasen. Andererseits ist aber auch klar, dass die Schwellen- und Entwicklungsländer gar nicht erst das amerikanisch-europäische Niveau bei der Nutzung von Kohle, Öl und Gas erreichen dürfen, wenn der Klimawandel eingedämmt werden soll.

So kämpft die Klimadiplomatie mit der „Tragik des historischen Moments“, wie der Soziologe Wolfgang Sachs schrieb. Das Wachstum der alten Form des Kapitalismus erreicht die ökologischen Grenzen des Planeten gerade zu dem Zeitpunkt, da die arme Mehrheit der Menschheit im Zuge der Globalisierung erstmals die Aussicht hat, an den damit geschaffenen Reichtümern teilzuhaben. Zudem sind es ausgerechnet die Verlierer der Globalisierung in den armen Regionen des Südens, die von den Fluten, Dürren und Stürmen im Treibhaus Erde am härtesten getroffen werden und folglich Entschädigung fordern. In Bangladesch, wo weite Teile des Landes vom anschwellenden Wasserspiegel schon jetzt überschwemmt und in Zukunft womöglich verschlungen werden, sagt Saleemul Huq, einer der Autoren des UN-Klimarats: „Wenn der Westen seine Verantwortung weiter leugnet, dann kommt der Tag, an dem die ärmsten Länder ihm den Krieg erklären.“Diese Konstellation macht den Abschluss eines Weltvertrages zur Rückführung der Emissionen unendlich schwierig. Zu groß erscheint der Anspruch der Schwellenstaaten und erst recht der noch ärmeren Länder auf finanziellen Ausgleich und ökologischen Raum für ihre Entwicklung. Die laufende Wirtschaftkrise macht es zudem den Energie- und Automobil-Konzernen leicht, unter Verweis auf die Sicherung von Jobs und Einkommen ihre überholten Geschäftsmodelle gegen den Klimaschutz zu verteidigen.

Gleichzeitig wächst der Politik mit der Krise jedoch wieder weit mehr Macht über die Gestaltung der Wirtschaft zu. Könnten also die vielen milliardenschweren Konjunkturprogramme auch genutzt werden, um den ökologischen Umbau zu beschleunigen? Bietet der Niedergang der alten Industrien nicht auch die Chance, für einen klimapolitischen Neustart? Und gibt es eine Möglichkeit bei diesem Umbau die Entwicklungsländer von vornherein zu beteiligen? Um solche Fragen zu diskutieren, ist dieses internationale Forum hervorrragend besetzt.

- Sonntag, 15. März, 11 Uhr Allianz Stiftungsforum Pariser Platz (Deutsch / Englisch). Begrüßung durch Heidemarie WieczorekZeul, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

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