zum Hauptinhalt
Marinesoldaten bergen in den Rahen die Segel der "Gorch Fock".

© dpa

Gorch Fock: Tödlich verunglückte Kadettin war angeblich dienstuntauglich

Die auf dem Schulschiff "Gorch Fock" verunglückte Offiziersanwärterin soll einem Medienbericht zufolge wegen hohen Übergewichts nicht borddiensttauglich gewesen sein. Ein Ausbilder habe ein Aufentern der Kadettin nicht für ratsam gehalten.

Die 1,58 Meter große Soldatin habe 83 Kilo gewogen und habe an der Übung, bei der sie aus der Takelage des Großseglers stürzte, nicht teilnehmen dürfen, berichtet die "Bild"-Zeitung. Sie beruft sich auf einen ihr nach eigenen Angaben vorliegenden Untersuchungsbericht der Marine.

Die Kieler Staatsanwaltschaft erklärte auf Anfrage: "Die Frage, unter anderem der Borddienstverwendungsfähigkeit der Offiziersanwärterin S., ist Gegenstand der staatsanwaltschaftlichen Prüfungen." Die Strafverfolgungsbehörde stehe bei den Untersuchungen in engem Kontakt zum Verteidigungsministerium und den nachgeordneten Dienststellen, sagte Oberstaatsanwaltin Birgit Heß. Weitere Erklärungen würden zurzeit nicht abgegeben. Das Presse- und Informationszentrum der Marine im schleswig-holsteinischen Glücksburg lehnte jede Stellungnahme ab.

In dem Marine-Untersuchungsbericht heißt es laut "Bild"-Zeitung, die Obduktion des Leichnams habe eine Körpergewicht ergeben, "welches in Relation zur Körpergröße eine Borddienstverwendungsfähigkeit ausgeschlossen hätte". Ein Ausbilder soll kurz vor dem Unglück sein "schlechtes Bauchgefühl" über den Einsatz der Kadettin zum Ausdruck gebracht haben. "Nach seiner Einschätzung hielt er es nicht für ratsam", die Offiziersanwärterin "nochmals aufentern zu lassen", zitierte das Blatt aus dem Marinebericht. "Seiner Einschätzung nach hatte sie Schwierigkeiten und sollte im unteren Bereich bleiben", hieß es weiter.

Aus der Untersuchung gehe zudem hervor, dass die Soldatin aufgrund ihrer Körpergröße eine Ausnahmegenehmigung für eine Borddienstverwendungsfähigkeit auf der Fregatte "Mecklenburg-Vorpommern" erhalten habe. Allerdings sei diese Verwendungsfähigkeit für ihren Aufenthalt auf der "Gorch Fock" nicht gültig gewesen und hätte neu erteilt werden müssen. Warum die massive Gewichtszunahme vor der Versetzung auf die "Gorch Fock" mit ihrer körperlich sehr anstrengenden Ausbildung und auch dort vor dem Unfall nicht aufgefallen sei, sei jetzt ebenfalls Teil des weiteren Untersuchungsverfahrens.

Das Segelschulschiff, bislang der Stolz der Marine, steht im Fokus der Aufmerksamkeit, weil Offiziersanwärter der Stammmannschaft einen unsensiblen Umgang mit dem Tod der Kameradin und massive Drangsalierung der Kadetten bis hin zu sexuellen Nötigung vorgeworfen hatten. Eine Untersuchungskommission der Marine ist an Bord gegangen, um die Vorwürfe aufzuklären. Das nach Deutschland zurückbeorderte Schiff befindet sich derzeit auf dem Rückweg von Südamerika. (dpa/dapd/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false