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Politik: Greenpeace-Studie untersucht langfristige Folgen für Stilllegung bis 2005

Wenn Deutschland bis zum Jahr 2005 aus der Atomenergie aussteigt, hätte das keine negativen Folgen für den Arbeitsmarkt. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Chance Atomausstieg", die Greenpeace bei der Universität Flensburg in Auftrag gegeben hat, und die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

Wenn Deutschland bis zum Jahr 2005 aus der Atomenergie aussteigt, hätte das keine negativen Folgen für den Arbeitsmarkt. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Chance Atomausstieg", die Greenpeace bei der Universität Flensburg in Auftrag gegeben hat, und die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. "Die vom Abschalten eines Atomkraftwerks betroffenen Städte und Kommunen können sichere und qualifizierte Arbeitsplätze schaffen, wenn sie jetzt mit umweltfreundlichen Energietechniken den Weg nach vorne antreten", sagte Greenpeace-Energieexperte Veit Bürger. Bundesweit entstünden bis 2025 sogar 25 000 neue Stellen entstehen.

Professor Olav Hohmeyer, der Autor der Studie, sagte: "Die rechtzeitige Vorbereitung auf die Stillegung und die Investition in umweltfreundliche Technologie sind die wichtigsten Voraussetzungen, damit sich eine Region auch in Zukunft auf dem Energiemarkt behaupten kann." Die Studie bietet auch Ausstiegskonzepte für die Atomkraftwerke (AKW) Stade, Isar, Biblis A und B. Stade bei Hamburg könnte sich zum Beispiel auf die Produktion von Windkraftanlagen umstellen, die im Meer, also off-shore, installiert würden. Greenpeace möchte in den kommenden Wochen mit Beschäftigten von AKW und Lokalpolitikern diskutieren, um das Misstrauen gegen einen schnellen Ausstieg aus der Atomenergie abzubauen.

Die Studie untersucht außerdem die Folgen eines kurzfristigen Ausstiegs für Volkswirtschaft und Umweltschutz. Sie stellt einer Laufzeit von 35 Jahren, bei der bis 2010 etwa 10 Prozent der AKW vom Netz gingen, einen vollständigen Ausstieg bis 2005 gegenüber. Danach würde jeder Reaktor abgeschaltet, dessen Abklingbecken für abgebrannte Brennelemente voll ist, oder der eine Betriebszeit von 20 Jahren erreicht hat. Dieses Ausstiegsszenario sieht bis 2010 Energie-Einsparungen von zwei Prozent vor. Der Energiebedarf, der sich durch das Abschalten der AKW ergibt, soll langfristig durch erneuerbare Energien aus Windkraft oder Biomasse gedeckt werden. Für eine Übergangszeit solle die Nutzung von Gas zur Energiegewinnung erweitert werden. "Die ist kostengünstig, schnell und klima-freundlich", sagt Hohmeyer. Der Umstieg auf alternative Energie bis 2005 würde rund 80 Milliarden Mark weniger kosten, als wenn in Deutschland 19 Atomkraftwerke bis zum Jahr 2025 weiter betrieben würden.

Ein weiterer Vorteil des schnellen Ausstiegs besteht nach Aussage von Hohmeyer darin, dass die Klimaschutz-Ziele der Konferenz von Kyoto unterboten würden. Die Verpflichtung sieht vor, dass in Deutschland der Kohlendioxyd-Ausstoß bis 2010 gegenüber 1990 um 21 Prozent reduziert werden soll. Mit dem Konzept für einen Ausstieg bis 2005 würden diese um 39 Prozent verringert, bei einer Laufzeit von 35 Jahren um 18 Prozent. Das wird laut Hohmeyer auch dadurch erreicht, dass das Konzept der Studie eine stärkere Nutzung von Erdgas vorsieht und einen Rückbau von Kohlekraftwerken.

Die Studie "Chance Atomausstieg" berücksichtigt nicht die Frage, ob ein schneller Ausstieg juristisch durchsetzbar ist. Olav Hohmeyer geht davon aus, dass die Investitionskosten für ein Atomkraftwerk nach 20 Jahren abgeschrieben sind. "Ob die Betreiber Schadensersatzansprüche geltend machen könnten, müssten die Gerichte klären", sagte er. Auch auf internationale Verflechtungen nimmt die Studie keinen Bezug. Laut Bürger bietet das aber die Möglichkeit, Engpässe durch Zukauf aus Nachbarländern auszugleichen - allerdings nicht durch Atomstrom.Weitere Informationen im Internet: www.greenpeace.de

Raoul Fischer

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