zum Hauptinhalt
Foto: Max Rossi/rtr

© REUTERS

Politik: Griechische Spur im Fall der Attentate von Rom

Ermittler beider Länder arbeiten zusammen Anschlag gegen Schweiz und Chile wohl aus Rache

Rom - Nach den Briefbombenanschlägen in Rom mit zwei Verletzten fahndet die Polizei weiter nach den Tätern im anarchistischen Milieu Italiens. Die Terror-Ermittler gehen dabei vor allem auch Hinweisen auf eine Verbindung zwischen den beiden Paketbomben an die Botschaften der Schweiz und Chiles mit einer Attentatsserie im November in Griechenland nach. Es war eine „revolutionäre Zelle Lambros Fountas“ der „Informellen anarchistischen Föderation“ (Federazione anarchica informale „Fai“), die die Sprengstoffattentate in Rom begangen haben will. Fountas war ein bekannter griechischer Anarchist und Autonomer, der im März in Athen bei einem Feuergefecht mit der Polizei umkam. Der Schulterschluss hat Tradition: 1998 reisten zwei Dutzend griechische Anarchos zur Beerdigung eines italienischen „Kollegen“ im Piemont an.

Die Ermittlungen sind schwierig, weil die Anarchisten oftmals in unabhängigen Zellen arbeiten, wobei eine Zelle nichts von den Plänen der anderen weiß (siehe Kasten unten). Erwartet werden in den kommenden Tagen eine Reihe von Durchsuchungen und Kontrollen im bekannten Umfeld der radikalen italienischen Anarchisten. Diese Ermittlungen dürften sich auf Gruppen in der Toskana, im Piemont und rund um Rom konzentrieren, wie italienische Medien berichten. „Bei der anarchistischen Spur gibt es Verbindungen nach Griechenland und Spanien“, sagte Außenminister Franco Frattini am ersten Weihnachtstag. „Der Sicherheitsalarm ist notwendig gewesen, Panikmache sollte aber vermieden werden.“

Die Päckchen waren am Donnerstag vor Weihnachten beim Öffnen in den diplomatischen Vertretungen explodiert. Beim Öffnen der gelben Umschläge von der Größe einer Videokassette war es zur Explosion gekommen, wobei je ein Angehöriger der beiden Botschaften schwer an den Händen verletzt wurde. Für beide besteht keine Lebensgefahr.

Die betroffenen Botschaften seien nicht zufällig das Ziel der Sprengstoffattentate gewesen, sagte der Unterstaatssekretär im römischen Innenministerium, Alfredo Mantovano. Er verwies in einem Interview mit der Tageszeitung „Il Giornale“ darauf, dass eine „intensive Zusammenarbeit“ zwischen italienischen und Schweizer Ermittlern im Frühjahr zu der Verhaftung mehrerer italienischer Anarchisten geführt habe. Chiles Botschaft könnte das Ziel gewesen sein, weil dort 2009 der Anarchist Mauricio Morales starb, als sein mit Sprengstoff gefüllter Rucksack vorzeitig explodierte.

Auch die verstärkten Postkontrollen bei den Botschaften in Rom wurden fortgesetzt. Dabei kam es am Freitag erneut zu einem Fehlalarm, diesmal in der Botschaft Irlands. Ein verdächtiges Päckchen entpuppte sich als Weihnachtsgruß. Am Vortag hatte es falschen Alarm in den Vertretungen der Ukraine, Sloweniens und Estlands gegeben. Die Ermittler schließen nicht aus, dass noch mehr Briefbomben auf dem Postweg sein könnten.

Wegen des Bezugs der mutmaßlichen Attentäter auf den griechischen Anarchisten Fountas arbeitet die griechische Polizei bei den Ermittlungen mit den Fahndern in Italien zusammen. Die in Rom entdeckten Sprengkörper sollen den Briefbomben ähnlich sein, die vor Wochen in Griechenland aufgetaucht waren. In Italien selbst ist das Thema inzwischen fast aus den Schlagzeilen verschwunden, nachdem klar wurde, dass nicht Al Qaida hinter den Attentaten steckte. dpa/KNA

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false