zum Hauptinhalt

Großbritannien: Brown kandidiert als Blair-Nachfolger

Der Finanzminister Gordon Brown hat seine Kandidatur für die Nachfolge von Premierminister Tony Blair angekündigt. Er wolle zeigen, dass er "neue Ideen, die Vision und die Erfahrung habe, um das Vertrauen der Briten zu erwerben."

London - Er räumte Fehler in der britischen Irak-Politik ein. Kurz zuvor hatte Blair Brown seine volle Unterstützung für dessen Kandidatur um den Vorsitz der Labour-Partei und damit um das Amt des Regierungschefs zugesichert. Sein Parteifreund verfüge über die Kraft und das Urteilsvermögen, "um einen großartigen Premierminister abzugeben", sagte Blair.

Blair habe das Land zehn Jahre lang mit "Mut, Leidenschaft und Weitblick" regiert, sagte Brown. Heute gebe es aber neue Prioritäten, und er wolle den Briten anbieten, sie in diese neue Zeit zu führen. Als Politiker habe er niemals die Öffentlichkeit um ihrer selbst willen gesucht: "Ich habe nie daran geglaubt, dass Selbstdarstellung ein Ersatz für Politik sein sollte." Für ihn habe Politik nichts mit Prominenz zu tun. Bei vielen Briten steht der Schotte Brown im Ruf, ein mürrischer Zeitgenosse zu sein - anders als der charismatische, mediengewandte Blair.

Änderung der Irakpolitik?

Brown betonte, Großbritannien werde auch in Zukunft an seiner Strategie festhalten, dem Irak Frieden zu bringen. "Wir werden unsere Verpflichtungen gegenüber dem irakischen Volk einhalten", sagte er. Dennoch sei mit ihm als Premierminister mit stärkeren Bemühungen um eine politische und wirtschaftliche Hilfe für den Irak zu rechnen: "Ich denke, dass sich in den nächsten Monaten der Schwerpunkt verlagern wird", sagte Brown. Großbritannien ist nach den USA mit dem zweitgrößten Truppenkontingent am Militäreinsatz im Irak beteiligt.

US-Außenministerin Condoleezza Rice erklärte, auch mit Brown als möglichem Regierungschef werde ihr Land weiter eng mit Großbritannien zusammenarbeiten. "Großbritannien und die USA werden immer Freunde sein", sagte sie im britischen Rundfunk. Brown hatte sich in jüngster Zeit mit Blick auf die anglo-amerikanischen Beziehungen eher zurückhaltend gezeigt.

Brown gilt als weniger vertrauenswürdig

"Ich bin sehr erfreut, Gordon meine volle Unterstützung als nächstem Vorsitzenden der Labour-Partei und als Premierminister zu geben", sagte Blair in London. "Ich denke, er verfügt über das, was man für die ausgezeichnete Führung der Labour-Partei und des Landes braucht." Brown habe ein "seltenes Talent", das er nun in den Dienst des Landes stellen könne. Er wisse, dass Brown "absolut entschlossen" sei, "die Modernisierung des Landes fortzusetzen, um die Herausforderungen der kommenden Dekade zu meistern".

Nach zehn Jahren als Chef seiner Labour-Partei und der britischen Regierung hatte Blair am Donnerstag seinen Rücktritt zum 27. Juni angekündigt. Brown war seit langem als Nachfolger im Gespräch. Brown arbeitet seit 25 Jahren eng mit Blair zusammen. Als Abgeordnete teilten sie sich ein Büro. Gemeinsam führten sie die Labour-Partei zu ihrem erdrutschartigen Sieg bei der Parlamentswahl 1997.

Nach einer veröffentlichten Umfrage gilt Brown als weniger vertrauenswürdig und zugänglich als der Chef der oppositionellen Konservativen, David Cameron. 59 Prozent der Befragten halten Brown allerdings für zäh, 54 Prozent schätzen ihn als prinzipientreu ein. (tso/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false