zum Hauptinhalt

Politik: Großes Lob, hohe Ansprüche

Berlin. Es laut hinauszuposaunen, verbietet wohl die soldatische Disziplin.

Berlin. Es laut hinauszuposaunen, verbietet wohl die soldatische Disziplin. Aber dass die deutsche Marine stolz darauf ist, auf Bitten der Amerikaner das Kommando über einen internationalen Flottenverband am Horn von Afrika zu übernehmen, wird andererseits auch nicht verheimlicht. Das gilt auch für Generalinspekteur Harald Kujat, der Verteidigungsminister Rudolf Scharping zu dieser Entscheidung geraten hatte. Was für die Marine gilt, trifft auch für die anderen Waffengattungen zu, die im Rahmen der Anti-Terror-Operation „Enduring Freedom (Immerwährender Frieden)" oder im Friedenseinsatz in Afghanistan und auf dem Balkan agieren. Bei seinem USA-Besuch vergangene Woche konnte Scharping diese Wertschätzung von seinem amerikanischen Amtskollegen Donald Rumsfeld ebenso hören wie von General Tommy Franks, dem Oberbefehlshaber des Anti-Terror-Einsatzes.

Nicht nur der Marine-Verband bekam in den USA höchstes Lob für seinen Einsatz in der Meerenge Bab al-Mandab und vor der ostsomalischen Küste. Auch von den deutschen Elitesoldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK), die in Afghanistan zusammen mit US-Soldaten Verstecke der Taliban- und Al-Qaida-Terroristen aufspüren, zeigte man sich beeindruckt. Der im US-Hauptquartier für die Spezialkräfte zuständige Verbindungsoffizier Frank Ryan hält die deutschen Elitekämpfer für „absolut hervorragend". Sie seien bestens ausgebildet und arbeiteten hoch professionell.

Für Scharping hat diese Anerkennung aber auch eine Kehrseite: steigende Erwartungen. Und die kann Scharping kaum erfüllen. Der Minister sagte vor wenigen Tagen im kleinen Kreis: „Ich muss jetzt eher versuchen, das zu dämpfen." So hat Scharping der Übernahme der Führung der „Task Force 150" am Horn auch erst zugestimmt, als klar war, dass der Auftrag zeitlich limitiert ist. Denn die Marine hat 25 Prozent ihrer Krisenreaktionskräfte bereits im Einsatz und damit die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit erreicht. Militärisch ist das Kommando kein Problem. „Das üben wir bei jedem Nato-Manöver", sagt ein hoher Marineoffizier. Politisch hat das eine durchaus erwünschte Nebenwirkung: Deutschland wird an den Entscheidungen über das weitere Vorgehen im Antiterrorkampf stärker als bisher beteiligt.

Drei der 15 deutschen Fregatten – Brandenburg, Bayern und Mecklenburg – sind so ausgestattet, dass sie als schwimmende Kommandozentrale operieren können. Derzeit sind außer Deutschland die USA, Großbritannien, Holland und Spanien mit neun Fregatten und einem Zerstörer an dem Verband beteiligt. Unverändert bleibt der Auftrag des Marineverbandes: Kontrolle der Seewege und Blockade der Fluchtwege von Terroristen. Bisher allerdings wurde der Schiffsverkehr im wesentlichen nur registriert, Start- und Zielhafen sowie die Ladung wurden auf freiwilliger Basis abgefragt.

Eher froh ist die Marineführung darüber, dass die fünf deutschen Schnellboote im Mai die Heimreise antreten, weil sie nicht länger benötigt werden. Konzipiert im Kalten Krieg für den Einsatz in der relativ kühlen Ostsee, sind die 25 Jahre alten Kriegsschiffe alles andere als tropentauglich. Ihre jeweils vier Dieselmotoren werden nämlich mit Seewasser gekühlt, was Probleme schafft, wenn es zu warm ist. Außerdem können zu hohe Temperaturen die empfindliche Kampfelektronik in der Operationszentrale der Schiffe außer Betrieb setzen. Detlef Rudel (AP)

NAME

Zur Startseite