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Guantanamo: Bin Ladens Ex-Chauffeur sagt über Haft aus

Der ehemalige Fahrer von Osama bin Laden hat vor einem US-Militärgericht in Guantanamo Bay über Misshandlungen während seiner Haft ausgesagt: Er sei Schlägen, Isolationshaft, Schlafentzug und anstößigen Annährungsversuchen einer Frau ausgesetzt gewesen.

Nach der Veröffentlichung eines Videos vom Verhör eines jungen kanadischen Insassen des US-Lagers Guantanamo hat ein weiterer Gefangener über Misshandlungen berichtet. Der ehemalige Fahrer des Terroristenführers Osama bin Laden, Salim Hamdan, beschrieb nach einer Anhörung, auf dem Transport in das Lager seien ihm die Augen verbunden und sein Körper in einer wegen seiner Rückenverletzung besonders schmerzhaften Position fixiert worden. Später sei er im Verhör von einer weiblichen Vernehmerin bedrängt worden, die sich ihm "mit ihrem ganzen Körper" genähert und seinen Oberschenkel berührt habe.

"Ich fragte sie, was sie von mir wollte, sie sagte: 'Dass sie alle meine Fragen beantworten'“, berichtete Hamdan. Als sie drohte, seinen Schritt zu berühren habe er angefangen, ihre Fragen zu beantworten. Mehrere Guantanamo-Häftlinge berichteten davon, dass bei Befragungen muslimische sexuelle Tabus gebrochen worden seien.

Hamdan gab zu, Fahrer des Al Qaida-Chefs bin Laden gewesen zu sein. Die Anklage sieht ihn als Anhänger der Islamisten und wirft ihm Verschwörung und Unterstützung von Terroristen vor. Die Verteidigung beschreibt ihn dagegen als einfaches Mitglied eines Fuhrparks, der das Monatsgehalt von 200 Dollar gebraucht habe. Ein US-Richter soll am Freitag entscheiden, ob sein Prozess, der erste seit Eröffnung des umstrittenen Gefangenenlagers Ende 2001, wie geplant fortgesetzt werden soll. Die ersten Anhörungen laufen bereits seit dieser Woche.

Empörung in Kanada wächst

In Kanada löste derweil die Veröffentlichung des Videos einer Vernehmung des in Guantanamo inhaftierten Omar Khadr Empörung aus. Verschiedene Zeitungen forderten Premierminister Stephen Harper auf, sich bei der US-Regierung für eine Rückkehr des "Kinder-Soldaten" nach Kanada einzusetzen. "Bringen Sie ihn nach Hause, Mr. Harper", titelte die in Montréal erscheinende "The Gazette". Die kanadische Regierung lehnt es bislang ab, sich für eine Freilassung des Jugendlichen stark zu machen. Der US-Soldat Layne Morris, der Khadr seinerzeit in Afghanistan festnahm, sagte derweil der kanadischen Zeitung "National Post", der jüngste Insasse von Guantanamo sitze verdientermaßen dort ein. "Omar ist nicht einfach ein Kind, dass von der Straße geschnappt und fälschlich angezeigt wurde."

Khadr war 2002 im Alter von 15 Jahren in Afghanistan festgenommen worden. Ihm wird vorgeworfen, einen US-Soldaten getötet zu haben. Am Dienstag hatten die Anwälte des Jungen eine Videoaufnahme veröffentlicht, auf der zu sehen ist, wie der damals 16-Jährige im Jahr 2003 in Guantanamo von kanadischen Agenten verhört wird. Dabei zeigt der sichtlich verzweifelte Junge den Agenten seine Verletzungen. Eine Gewaltanwendung gegen den Gefangenen ist in dem zehnminütigen Ausschnitt nicht zu sehen. (sgo/AFP)

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