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Politik: Hamas feuert weiter Raketen auf Israel

Reaktion auf Blutbad am Strand des Gazastreifens / Premier Olmert bedauert Tod unschuldiger Zivilisten

Tel Aviv/Gaza - Nach dem Tod einer Palästinenser-Familie am Strand des Gazastreifens und der Aufkündigung der Waffenruhe durch die Hamas hat sich die Lage im Nahen Osten zugespitzt. Kämpfer der radikalislamischen Hamas feuerten auch am Sonntag wieder Kleinraketen ins israelische Grenzgebiet, nachdem sie am Tag zuvor die seit 16 Monaten geltende Waffenruhe mit Israel aufgekündigt hatte. Die Luftwaffe Israels tötete am Sonntag bei einem Angriff im nördlichen Gazastreifen zwei Hamas-Mitglieder.

Die israelische Armee setzte die Untersuchung des Vorfalls am Strand des Gazastreifens in Zusammenarbeit mit der palästinensischen Autonomiebehörde fort. Am Freitag waren dort sieben Mitglieder einer palästinensischen Familie getötet worden, als eine israelische Granate eingeschlagen haben soll. Aus israelischen Militärkreisen hieß es, die Explosion könnte auch von einem palästinensischen Geschoss ausgelöst worden sein. Ministerpräsident Ehud Olmert sagte am Sonntag, Israel bedaure den Tod unschuldiger Zivilisten. Vor dem Haus von Israels Generalstabschef Dan Halutz demonstrierten Israelis gegen das Vorgehen der Armee, darunter auch Olmerts Tochter.

In Flugblättern drohte die Hamas mit einem „Erdbeben“ in israelischen Städten. Allein am Sonntagmorgen schlugen in der nahe gelegenen Kleinstadt Sderot, in der auch Israels Verteidigungsminister Amir Perez zu Hause ist, wieder 18 Kassam-Raketen ein. Dabei wurde ein Israeli lebensgefährlich verletzt. Insgesamt verzeichneten die Israelis zwischen Freitag- und Sonntagmittag rund 50 Einschläge. Perez sprach von „offenem Terror“ der Hamas. „Ich sage ganz deutlich, wir werden gegen all jene vorgehen, die Terror ausüben, einschließlich der Mitglieder von Hamas, mit allen Mitteln, die wir zur Verfügung haben“, betonte der Minister.

Das Tauziehen zwischen Hamas und Fatah dauerte auch nach der Festsetzung des Datums für das Referendum an. Die Palästinenser sollen am 26. Juli über ein politisches Grundsatzpaket abstimmen. Dies war von in Israel inhaftierten Palästinenserführern beider Gruppen vorgelegt worden. Darin wird vorgeschlagen, einen eigenen Staat im Westjordanland und im Gazastreifen – und damit in den Grenzen von 1967 – zu errichten. Hamas lehnt das ab, da dies indirekt die Anerkennung Israels bedeuten würde.

Ein stundenlanges Gespräch von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Ministerpräsident Ismail Hanija zur Beilegung ihres Streits brachte in der Nacht zum Sonntag keine Annäherung. Beide wollten sich am Abend erneut treffen. Hanija sagte nach der ersten Unterredung mit dem Präsidenten, er fürchte, die Volksabstimmung könne die Spaltung innerhalb des palästinensischen Volkes weiter vertiefen. Der Premier hat deshalb zum Boykott der Abstimmung aufgerufen. Auf israelischer Seite bezeichnete Ministerpräsident Olmert das Referendum als „bedeutungslos“. Es sei das Produkt „interner Spiele“ zwischen den Palästinensern und stelle keine Basis für Verhandlungen mit Israel da, sagte Olmert der britischen Zeitung „Independent“.

In Dschebalia im Gaza-Streifen kam ein Palästinenser vermutlich bei der vorzeitigen Explosion eines von ihm gebauten Sprengsatzes ums Leben. In Nablus im Westjordanland verschleppten militante Palästinenser am Samstag einen amerikanischen Studenten, ließen ihn aber am Sonntag wieder frei. dpa/cal

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