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Hamburg-Wahlkampf: Grass: Steuerhinterzieher sind "Asoziale"

Literaturnobelpreisträger Günter Grass kritisiert deutsche Spitzenmanager wegen des jüngsten Steuerskandals mit scharfen Worten. Das Alphabet der "schamlosen Kaste" reicht für ihn von Ackermann bis Zumwinkel.

Grass geht am Montag mit Steuerhinterziehern in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hart ins Gericht. "Hier hat sich eine Minderheit, die sich gern als Führungselite sieht, von der demokratischen Gesellschaft verabschiedet, ist also asozial geworden", sagt er beim Auftakt für den Wahlkampfendspurt der SPD zur Hamburger Bürgerschaftswahl. "Wir sind gezwungen, den Begriff des Asozialen neu zu definieren", fügt Grass hinzu.

Der Schriftsteller erklärt, was früher am Rande der Gesellschaft stattgefunden hat und mit dem Begriff des Asozialen umrissen worden ist, spielt sich heute in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft ab. Und dies sind keine Einzelfälle, "das Alphabet zeigt die Spannweite der schamlos sich bereichernden Kaste von Ackermann bis Zumwinkel".

In Anlehnung an ein bekanntes Shakespeare-Zitat sagt Grass: "Etwas ist faul, und zwar hierzulande. Den faulen Geruch spürt man auch in Deutschland." Deswegen sind der Gesetzgeber und die SPD in der großen Koalition ebenso gefordert wie der Bundesverband der Deutschen Industrie und die Handelskammern. Ein reiches Land, in dem man zu Zeiten der sozialen Marktwirtschaft geglaubt hat, die Klassengesellschaft überwunden zu haben, zerfällt nach Grass' Ansicht gegenwärtig wieder in Klassen, und die Parlamente werden durch einen immer stärkeren Wirtschaftslobbyismus ausgehebelt.

Grass: Lafontaine ist "Demagoge von Koch'schem Format"

Den Linke-Chef und früheren SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine bezeichnet Grass in Anspielung auf Hessens Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) als "Demagogen von Koch'schem Format".

Der SPD-Parteivorsitzende Kurt Beck erklärt auf derselben Veranstaltung, für Teile der Wirtschaft gehe es nur noch "um den Tanz ums goldene Kalb". Viele von ihnen haben sich seiner Ansicht nach schon längst von der Lebenswirklichkeit der normalen Arbeitnehmer verabschiedet. Notwendig sind jetzt klare Regeln in der EU, damit "ein kleines Raubrittertum" wie Liechtenstein nicht ganz Europa unter Druck setzen kann. Dafür werde die SPD kämpfen.

Beck erinnert daran, dass die Union zu Zeiten des früheren Kanzlers Helmut Kohl (CDU) bereits Millionenbeträge für die Parteikasse aus unklaren Quellen geschöpft habe. Er fügt hinzu: "Wie war das denn mit den angeblichen jüdischen Vermächtnissen der hessischen CDU?"

Naumann vermutet SED-Vermögen in Liechtenstein

Der Spitzenkandidat der Hamburger SPD für die Bürgerschaftswahl am kommenden Sonntag, Michael Naumann, fordert die Partei Die Linke auf, Auskunft über den Verbleib des Vermögens der SED zu geben. Er vermutet, dass diese Gelder im "realsozialistischen Fürstentum Liechtenstein" liegen. Irgendwann kehren diese Mittel nach Deutschland zurück, um damit Bildungseinrichtungen zu finanzieren, sagt Naumann voraus. (smz/dpa/ddp)

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