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Noch Stunden nach der Todesfahrt schützt die Polizei den Tatort.

© Thomas Lohnes/AFP

Heidelberg: Entsetzen nach der Todesfahrt

Todesfahrt mit offenen Fragen im faschingsfröhlichen Heidelberg: Ein Mann fährt mit seinem Auto in eine Menschengruppe und tötet einen 73-Jährigen. Die Polizei schießt den mit einem Messer bewaffneten Fahrer nieder. Viele Heidelberger reagieren betroffen, aber ohne Angst.

Wenige Stunden nach der Todesfahrt eines Mannes in eine Fußgängergruppe in Heidelberg wirkt die Szenerie gespenstisch. Das schwarze Auto steht mit offener Fahrertür und Heckklappe - von Scheinwerfern grell angeleuchtet - an einer steinernen Säule vor dem Eingang einer Bäckerei. Davor dreht sich auf einem Dreibein langsam und geräuschlos ein Laserscanner, der für die Kriminaltechniker eine dreidimensionale Aufnahme des Tatorts macht.

Hunderte Passanten warten auf Straßenbahnen und Busse, deren Verkehr zeitweise gestoppt wird. Hin und wieder huschen für den Fasching wild verkleidete junge Frauen und Männer vorbei.

Auf dem belebten Bismarckplatz, einem Knoten des öffentlichen Nahverkehrs am Rande der Heidelberger Altstadt, fährt ein 35-Jähriger am Nachmittag mit seinem Wagen auf den Fußweg und fährt drei Menschen um. Ein 73-Jähriger stirbt wenig später im Krankenhaus. Auch der mutmaßliche Todesfahrer liegt schwer verletzt im Krankenhaus - Polizisten können den mit einem Messer bewaffneten Mann auf seiner Flucht nur mit einem Schuss stoppen.

Betroffen, aber ohne Angst

Ein Student erlebt die dramatische Festnahme nicht weit vom Bismarckplatz entfernt ganz aus der Nähe mit. Er sei dort gerade in einem Fitnessstudio gewesen, als er den Einsatz unten auf der Straße hörte. „Heidelberg ist eigentlich friedlich“, sagt er dann. „Es wirkt seltsam.“ Aber jeden Tag Angst zu haben, sei auch keine gute Lösung, meint er. Zumal die Hintergründe der Todesfahrt überhaupt noch nicht geklärt sind. Die Polizei sagt nach den ersten Ermittlungen, es gebe keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund.

Der 19 Jahre alte Schüler Elyas Elboazati, der auf dem Platz darauf wartet, dass die Straßenbahnen und Busse ihren Verkehr wieder aufnehmen, sieht das ähnlich. „Es ist ein flaues Gefühl. Aber man darf sich wegen solcher Ereignisse nicht verstecken“, sagt er. Man solle überlegen, mit welchen Sicherheitsmaßnahmen sich so etwas möglichst verhindern lasse.

Ein Ehepaar aus einem Nachbarort war an diesem sonnigen Samstag gleich mehrfach in unmittelbarer Nähe der Stelle, an der die Menschen angefahren wurden. „Da ist schon Unbehagen dabei“, sagt die Frau und ihr Mann stimmt zu. Sie wirken von dem Geschehen berührt. Eine andere Frau, die gerade aus dem Kino kommt, und noch gar nicht viel über die dramatischen Ereignisse des Nachmittags weiß, hält die beliebte Studenten- und Touristenstadt am Neckar eigentlich für sicher. „Ich habe mich bisher nicht sonderlih bedroht gefühlt“, sagt sie.

Immer wieder nähern sich Fußgänger und Fahrradfahrer der Absperrung aus rot-weißem Flatterband. Die zahlreichen Polizisten, die rund um die Kreuzung postiert sind, lassen sie gewähren. Die Passanten wollen einen kurzen Blick auf den kleinen schwarzen Wagen werfen, der fast nur wie falsch geparkt wirkt - wäre da nicht die durch den Aufprall eines Körpers zersplitterte Frontscheibe.

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