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Politik: Hinter den Linden: Achtung, Unfallgefahr!

Das Trittbrettfahren ist auch in der Welt der Politik eine der billigsten und schnellsten Fortbewegungsarten. Freilich ist sie nicht risikofrei, wie die PDS nun im Streit um den Afghanistan-Krieg erleben muss.

Von Hans Monath

Das Trittbrettfahren ist auch in der Welt der Politik eine der billigsten und schnellsten Fortbewegungsarten. Freilich ist sie nicht risikofrei, wie die PDS nun im Streit um den Afghanistan-Krieg erleben muss. Denn auch in der Friedensdebatte gilt beim Aufspringen: Achtung, Unfallgefahr! Kaum hatten sich die Grünen am Wochenende in Rostock dazu durchgerungen, den Regierungskurs in der Anti-Terror-Allianz zu unterstützen, pries sich die Ost-Partei wieder als letzter Hort für sensible Antimilitaristen an.

Diese Form der politischen Heuchelei hatte im Bundestag vor zehn Tagen schon den Grünen-Abgeordneten Werner Schulz aus Sachsen auf die Palme gebracht: Er hielt den neuen Friedensfreunden vor, dass ihre Vorgänger von der SED den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan und den zehnjährigen Krieg als Großtat gefeiert hatten. Schulz selbst flog dagegen wegen seines Protestes gegen den Krieg von der Berliner Humboldt-Uni. Die Nachfolger der DDR-Staatspartei, von deren Spitzenleuten etliche schon damals Genossen oder Funktionäre waren, reagierten kleinlaut. Am Wochenende in Rostock erneuerte Schulz noch einmal seine Attacke und forderte seine Parteifreunde auf, den Friedenssirenen von der PDS mit gutem Gewissen Paroli zu bieten.

Besonders gefreut über den Vorstoß hat sich Grünen-Pressesprecher Hans Langguth, der auf eigene Erfahrungen mit SED-Friedenspolitik zurückblickt. Als der Thüringer kürzlich seinen Heimatort besuchte, entdeckte er vor einem Einkaufszentrum seinen ehemaligen Staatsbürgerkunde-Lehrer. Nur 150-prozentige Genossen waren in der DDR damit befasst, schon in Kinderköpfe ideologische Balken einzuziehen. Der ehemalige Lehrer jedenfalls sammelte an einem Stand für die PDS Unterschriften gegen den Krieg. Den Heranwachsenden hatte er damals überreden wollen, sich für 25 Jahre in der NVA zu verpflichten. Langguths Frau bat dann ihren Mann, einer Diskussion aus dem Weg zu gehen - sie fürchtete, er könne den Stand des Friedensapostels aus Wut umschmeißen. Der Pressesprecher folgte dem Rat - und damit den Grundsätzen seiner Partei, die auch nach Rostock am Ziel der Gewaltfreiheit festhält.

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