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Politik: Hinter den Linden: Baden in Skopje

"Bild"-Leser ahnen mehr. Laut einem nun daselbst gedruckten Jahres-Horoskop gilt für Rudolf Scharping Erfreuliches: "Im Februar, August (sehr erfolgreich!

"Bild"-Leser ahnen mehr. Laut einem nun daselbst gedruckten Jahres-Horoskop gilt für Rudolf Scharping Erfreuliches: "Im Februar, August (sehr erfolgreich!) und Oktober hat er sogar richtige Glücksphasen." Dies wäre normalerweise der Augenblick, wo eine geballte Ladung bin-Baden-Witze, Mallorca-Häme und Pilati-Planschen vor dem geistigen Auge erstehen müsste.

Doch halt, hier ist nicht von den Glücksaussichten des SPD-Vize zu berichten, hier gilt es einen Überholvorgang zu vermelden. Der grüne Koalitionspartner überrundet die SPD, gerade in außen- und sicherheitspolitischen Belangen. Erster Beleg: Am 22. Dezember, beim Bundestags-Votum über Afghanistan, stimmten zwei Sozialdemokratinnen gegen den Einsatz. Aber kein einziger Grüner! Die Post-Pazifisten sind zahmer geworden als die sozialdemokratische Urmutter, sie haben heute mit Uniformen weniger Probleme als die Brandt-, Schmidt- und Wehner-Partei.

Der zweite Beleg ist einer von der Sorte, der im neuen Zentralorgan für inner-grüne Gedankenspiele, der Springer-Presse also, weidlich ausgebreitet wurde. Dazu muss man wissen, dass es die Zuchtmeister bei den Grünen gewaltig nervt, wenn Verstöße gegen die Parteilinie von Abgeordneten wie dem zum linken Flügel gehörenden HansChristian Ströbele bevorzugt beim ideologischen Kontrapunkt, Springer-Blättern eben, zu Protokoll gegeben werden.

Diesmal aber handelt es sich um gänzlich Unpolitisches, das aus grün-olivgrünen Gefilden in die Boulevardpresse drängte. Angelika Beer, die verteidigungspolitische Sprecherin der Grünen, hat sich verliebt. Genau: In einen Bundeswehr-Offizier. Nicht irgendeinen, sondern Militärattaché Oberstleutnant Peter Matthiesen, der seinen Dienst in Mazedonien versieht. Der ist, wenn man "Bild am Sonntag" glauben darf, bereits bei Frau und Kindern ausgezogen und sucht nun "ein Reisebüro, das die Route Berlin - Skopje günstig anbietet".

Da der Tagesspiegel allen Lesern viel Glück im neuen Jahr wünscht, gilt dies natürlich auch für das neue Paar auf dem Balkan. Indes: ein Verdacht! Kann es sein, dass wir 2001 mit Scharping-Pilati noch vergleichsweise seriös bedient wurden? Gut, dass es in Skopje zum Planschen zu kalt ist. Noch.

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