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Politik: Hinter den Linden: Erfolg durch "Maulhalten"

Das war einer der Momente, als im Deutschen Bundestag am Freitag wohl niemand mehr etwas verstand. Sozialminister Walter Riester (SPD) las den Abgeordneten im gut besuchten Plenarsaal die Rentenformel vor, mit der sein christdemokratischer Vorgänger Norbert Blüm die gesetzliche Rente neu regeln wollte.

Das war einer der Momente, als im Deutschen Bundestag am Freitag wohl niemand mehr etwas verstand. Sozialminister Walter Riester (SPD) las den Abgeordneten im gut besuchten Plenarsaal die Rentenformel vor, mit der sein christdemokratischer Vorgänger Norbert Blüm die gesetzliche Rente neu regeln wollte. Spätestens da muss jeder, der zuhörte, gewusst haben, dass es mit der Rente eine komplizierte Sache ist.

Die Union plakatiert den Minister schließlich gemeinsam mit Albert Einstein. Der Wissenschaftler trägt die Formel seiner Relativitätstheorie auf der Stirn. Walter Riester die neue Rentenformel. "Der eine kann die Welt erklären. Der andere nicht mal die Rente", schreibt die CDU dazu. Nun gibt es wohl kaum jemanden, der die Rentenformel besser erläutern könnte als Minister Riester. Mancher SPD-Abgeordnete stöhnt heute noch, wenn er an die zahlreichen Sitzungen denkt, in denen der Minister ihnen zwar nicht die Welt erklärte, aber noch das Konzept seiner Reform im Detail vorrechnete.

Riesters Sprecher, Klaus Vater, hat jetzt in einer Pressemitteilung eine weitere Formel vorgeschlagen. Die Formel für Erfolg. Wie die aussehen soll? Ganz einfach: a = x + y + z. A, man ahnt es, ist der Erfolg. X ist Arbeit, Y Spiel und hinter z verbirgt sich, was Vater "Maulhalten" nennt. Erfolg hat also, wer arbeitet und spielt. Und wer das Maul hält. Auf den politischen Betrieb in Berlin wirft das ein deprimierendes Licht. Haben Erfolg nur die Leisetreter? Nein. Wer neben der Arbeit gerne spielt, neigt in der Regel nicht zu übertriebener Zurückhaltung. Vielleicht bleibt deswegen der Erfolg so oft aus.

Carsten Germis

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