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Politik: Hinter den Linden: Gelbe Sünde

Natürlich wird in der Debatte über die Spätfolgen der 70er Jahre das Wesentliche wieder einmal übersehen. Gut, Fischer und Trittin waren linksradikal.

Natürlich wird in der Debatte über die Spätfolgen der 70er Jahre das Wesentliche wieder einmal übersehen. Gut, Fischer und Trittin waren linksradikal. Ulla Schmidt hat im Rotlichtmilieu gekellnert. Aber die Spuren all dieser Verfehlungen sind verwischt. Der blasse Nebel postmoderner Milde umwabert sie. Sichtbar, jeden Tag auf deutschen Straßen, ist etwas ganz anderes. Etwas häßliches. Etwas Radikales. Etwas Gelbes.

Ein ästhetisches Relikt, für das sich nicht die Linke, sondern die Rechte verantwortlich fühlen muss. Also. In der Frühzeit Helmut Kohls, als er Ministerpräsident in der Pfalz war, diente ihm als Landes-Innenminister ein gewisser Heinz Schwarz. Kennen Sie nicht? Macht nichts. 1971 bis 1976 war er Landesminister, dann bis 1990 im Bundestag. Schwarz hat aus der alten Bundesrepublik ein desaströses Kontinuum ins Vereinigungsdeutschland geschaffen. Der CDUler trug nämlich gern senfgelbe Hemden. Als er turnusmäßig den Vorsitz der Innenministerkonferenz übernahm, machte er aus seiner Vorliebe eine Dienstvorschrift.

Nicht für sich, sondern für die Polizisten dieser Republik. Die seitdem jene senfgelben Oberhemden zur Uniform tragen müssen, die einst Heinz Schwarzens Herz erfreuten. An jeder Berliner Straßenecke lugt also ein Stück Pfälzer 70er-Jahre-Kultur unter dem grünen Blouson hervor. Und da sage noch jemand, die Republik erhebe sich arrogant über ihre westdeutsch-provinziellen Wurzeln. Sie pflegt sie! Leider! Nein, dieses Relikt ist abzuschütteln. Es ist an der Zeit, dass Angela Merkel und Friedrich Merz sich von Heinz Schwarz distanzieren. Farblich. Öffentlich. Unmissverständlich. Sofort. Vielleicht blau?

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